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Erste Chorprobe vor 100 Jahren

Männerchor 1905 Schloß Holte stellt eine ganz außergewöhnliche Chronik vor

Von Monika Schönfeld
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Am Vorabend der ersten Probe des Männerchors Schloß Holte haben sich 100 Jahre später die aktiven Sänger und Vorstandsmitglieder am Dienstag Abend bei Dresselhaus-Brockmann getroffen. Das Programm war für alle eine Überraschung, außer für den Vergnügungsausschuss und wenige Eingeweihte. Dieser Abend endete garantiert nicht wie vor 100 Jahren. Damals nämlich hatte der Chor 49 Liter Bier vertilgt und musste die Zeche (mehr als 250 Reichsmark) in Raten bezahlen.

Wigbert Offele, Vorsitzender des Vergnügungsausschusses, führte die Mitglieder des Chors an seine Wurzeln. Erste Station der Busreise mit einem gut gelaunten Fritz Wittler am Steuer, der im Kreisverkehr der Schloßstraße zum Schneewalzer eine Ehrenrunde drehte, war die Tausendjährige Eiche. Die soll angeblich schon vor 100 Jahren so geheißen haben. Jens Dresselhaus hatte sie effektvoll mit Scheinwerfern beleuchtet. Erstaunlich, welche Akustik der Holter Wald entwickelte, als die Männer den Schloß Holter Sängergruß unter der Leitung von Gerd Sorg überbrachten. Nächste Überraschung war das Holter Schloß, das beleuchtet einer gewaltigen Theaterkulisse ähnelte. »Als Zigeunerwagen am Holter Wald Halt machten, um in friedlicher Umgebung des Holter Schlosses zu campieren, da entstand aus einer Theatergruppe der Gesangverein Liederkranz Schloß Holte«, ist nachzulesen auf einer knappen, dreiseitigen Chronik, die die Einleitung zu einem ganz besonderen Jubiläumsbuch bildet.
Wigbert Offele hat den 70 aktiven Sängern stellvertretend für die 350 aktiven und passiven Mitglieder das Jubiläumsbuch vorgestellt. »Fitti« (Vorsitzender Friedhelm Lüke) habe ihn irgendwann »von oben herab« (gemeint ist die unterschiedliche Körpergröße der beiden) gefragt, was Offele »von diesen Chroniken zu Jubiläen hält«. Beide waren sich einig: Spannend vielleicht für die Chormitglieder, danach landet eine Chronik in der blauen Papiertonne. »Wir schaffen etwas von dauerhaftem Wert«, lautete deshalb die Devise. »100 Jahre Männerchor 1905 Schloß Holte - und der echte 100-jährige Kalender - zwei Geschichten« sind entstanden. Eingelegt ist eine CD mit einer Aufnahme von 24 Liedern, musikalische Ausschnitte aus der 100-jährigen Geschichte des Männerchors. Die blaue Scheibe ziert das Schloss und die Eiche. Und bis auf die dreiseitige Einleitung ist das 112-seitige Buch der Hundertjährige Kalender nach Abt Mauritius Knauer, der seine Wetterbeobachtungen nach astronomischen Kategorien ordnete und daraus Wetterprognosen ableitete. Darüber hinaus gibt es praktische Tipps für Haus und Garten. Korrektur gelesen hat Engelbert Kruse, die Organisation hat Berthold Brock übernommen.
Da der Druck der 2000-er Auflage gesponsert worden ist, das Tonstudio Schulte dem Männerchor die Aufnahme geschenkt hat, bleiben für den Männerchor nur die Kosten für die Tonträger. »Damit kommt der Erlös fast eins zu eins dem Projekt 1000 Stühle fürs Gymnasium zugute«, so stellvertretender Vorsitzender Horst Geller. Dieses Projekt betreut der aus Mitgliedern des Männerchors gegründete Förderverein Chöre in Schloß Holte-Stukenbrock unter dem Vorsitz von Berthold Brock.
Die gesellige erste Probe 100 Jahre nach der Gründung klang gesellig aus. Auf Alterspräsident Heini Bröckling wurden Lieder umgedichtet, Horst Lenzen erzählte seine legendären trockenen Witze, Johannes Joachim plauderte aus seinem Eheleben, Friedhelm Lüke las aus der Chronik, Werner Dresselhaus dichtete das Burlala-Gedicht des ehemaligen Dirigenten Josef Potthoff um. Gisela und Werner Dresselhaus erhielten für die 100 Jahre währende Gastfreundschaft einen Blumenstrauß. Die Juniorchefs der Gastwirtschaft Dresselhaus-Brockmann, Angelika und Hans-Joachim Dresselhaus, sagten, sie hätten nicht nur das Gasthaus, sondern auch den Männerchor 1905 Schloß Holte als Erbe übernommen.

Artikel vom 03.02.2005