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Stolz auf Baumriesen

Günter Grube stellt Gemeinde Fotos zur Verfügung

Von Dieter Wehbrink
Stemwede (WB). »Ich würde mich freuen, wenn viele Stemweder aufgrund meiner Dokumentation die alten Bäume mit anderen Augen sehen«, sagte Gemeindeheimatpfleger Günter Grube. Er übergab gestern eine beeindruckende Fotosammlung.

Die Bilder, von Grube in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit mit viel Liebe aufgenommen, zeigen herrliche alte Linden, Pappeln, Weiden, Kastanien, Buchen, Blutbuchen, Platanen, Akazien, Eschen und Birken. Die Fotos sollen abwechselnd in den Heimathäusern Wehdem und Levern gezeigt werden. Deren Vertreter, Fritz Möller und Wilhelm Westerkamp, freuten sich genauso wie Bürgermeister Ekkehardt Stauss über die Gabe. »So werden unsere Bürger darauf aufmerksam gemacht, welche Schätze wir in unserer Gemeinde haben«, sagte Stauss.
Günter Grube hat den stärksten Baum in der Gemeinde Stemwede in Oppenwehe ausgemacht. Es ist eine Linde auf dem alten Friedhof, die nahe an dem Modell der ehemaligen Klus steht. Vermutlich ist der Gigant, der einen Stammumfang von 6,30 Metern hat, etwa 500 Jahre alt. Der Baum drohte 1950 auseinander zu brechen. Mit Stahlbändern, so stark wie Wagenreifen, wurde die Krone damals gesichert. »Dass der stärkste Baum ausgerechnet in Oppenwehe steht, ist erstaunlich«, erzählte Grube. »Ich habe festgestellt, dass Oppenwehe - ähnlich wie Twiehausen - zwar einen umfangreichen Baumbestand hat. Doch wirklich starke Vertreter sind in beiden Ortschaften erstaunlicherweise kaum zu finden.«
Der Gemeindeheimatpfleger hat viele auffällige Bäume fotografiert, die so mancher Stemweder auch kennen dürfte. So steht die stärkste Stemweder Kastanie am Alten Amtshaus in Levern. Sie ist denkmalgeschützt, ihr Stamm misst 3,42 Meter Umfang.
Levern hat noch ein zweites »Schätzchen« aufzuweisen Es ist eine hochgewachsene Akazie, die einzige in Stemwede. »Die anderen sind Kugelakazien«, so Günter Grube.
Zwei extrem starke Eichen stehen in Haldem. Eine befindet sich bei Frieten. Günter Grube befürchtet allerdings, dass dieser Baum krank ist und sterben wird. Doch nur wenige Meter entfernt, am Haldemer Feuerwehrgerätehaus, steht eine weitere imposante Eiche. »Der Stammumfang misst 5,27 Meter«, freute sich der Gemeindeheimatpfleger. »Sie ist kerngesund und schiebt im Sommer ständig neue Triebe nach.«
In seinen jungen Jahren musste Günter Grube nach der Flurbereinigung um 1960 viele Bäume fällen. »An den Rändern der alten Grundstücke standen fast überall Eichen, Erlen, Weiden und Birken«, erinnert sich Günter Grube. Die neuen Besitzer wollten den Laubholzbestand nicht kaufen, denn damals hatten die Bäume noch einen guten Wert. So fiel ein Großteil des Holzes der Säge zum Opfer. Es wurde jeder Ast und Zweig verwertet. Die Eichenstämme fuhren die Grundstückseigner zum Sägewerk, gute Erlen und Weiden kaufte der Holzschuhmacher. Die Stämme mit den Wurzeln wurden mit dem Bagger im Boden eingegraben. So wie auf Grubes Hof handelte man auch auf allen anderen Flächen, die einen Holzbestand hatten. Das Heimatdorf wurde praktisch ausgeräumt. »Vor 45 Jahren empfand ich den Verlust aber nicht so schlimm wie heute«, räumt Grube ein.
Weitere Verluste an Bäumen gab es 1987 durch ein Unwetter. Allein in Drohne stürzten 200 Eichen um. Im Winter 1987/88 gab es wieder große Schäden an den Baumkronen durch einen schlimmen Eisregen. Es brachen große Äste bis zu 30 Zentimeter Durchmesser heraus.
Diese persönlichen Erlebnisse haben bei Günter Grube eine völlig andere Einstellung zum Baum bewirkt. Heute schaut er auf alle alten Bäume, und dabei hat er besonders die Eichen ins Herz geschlossen.

Artikel vom 03.02.2005