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Klinikstadt verbannt
Zigaretten-Automaten

Bad Lippspringe zeigt blauem Dunst die rote Karte

Von Karl Pickhardt (Text und Foto)
Bad Lippspringe (WV). Die Kur- und Klinikstadt Bad Lippspringe will alle Zigarettenautomaten von öffentlichen Plätzen und Straßen verbannen. Das hat jetzt der Bauausschuss des staatlich anerkannten Heilklimatischen Ortes beschlossen.

Auf einen großen Einnahmeverlust an Pachtgebühren muss sich die Bad Lippspringer Kämmerin Gabriele Lukoschek allerdings nicht einstellen: Den Stadtvätern gehen jährlich lediglich 200 Euro verloren. Auf Bad Lippspringer Boden sind nur zwei Zigarettenautomaten im öffentlichen Bereich installiert. Die Mehrzahl der Automaten steht auf Privatgelände.
Gleichwohl will Bad Lippspringe mit Nichtraucher-Bürgermeister Willi Schmidt und Bauausschuss-Chef Martin Schulte (ebenfalls Nichtraucher) mit dem »Zigaretten-Dekret« ein Zeichen in der Kurstadt setzen, die in ihrer Kliniklandschaft ein besonderes Augenmerk den Atemwegserkrankungen widmet. Schließlich ist in der Badestadt auch eine Allergie- und Asthmaklinik angesiedelt.
Die Initiative zum Automaten-Bann in Bad Lippspringe hatte der bündnisgrüne Abgeordnete Bernhard Krewet ergriffen, der eine Auflistung aller Zigarettenautomaten gefordert hatte. Dem kam nun Bauamtsleiter Ferdinand Hüpping im Bauausschuss nach: »Wir haben auf städtischem Grund und Boden nur zwei Automaten in der Detmolder Straße sowie in der Adolf-Kolping-Straße in der Nähe eines Kinderspielplatzes und eines Kindergartens«, berichtete Hüpping. Der Pachtvertrag für den Automaten in der Adolf-Kolping-Straße läuft ohnehin am 31. Mai aus: Er wird nicht mehr verlängert. Und die Tage des Automaten in der Detmolder Straße nahe der Maximilian-Kolbe-Kirche dürften auch gezählt sein.
Anti-Automaten-Kämpfer Kommunalpolitiker Bernhard Krewet ist nach eigenen Angaben seit zwei Jahren Nicht-Raucher. Der bekannte Schauspieler und Filmstar Karl-Heinz Böhm (nicht zuletzt aus Sisi-Verfilmungen als österreichischer Kaiser Franz-Josef von Habsburg bekannt) habe ihm während einer Arbeit als Entwicklungshelfer in Äthiopien den dringenden Rat gegeben, aufs Rauchen zu verzichten.
Auch nach einem Automatenausschluss vom öffentlichen Grund ist Bad Lippspringe immer noch mit etlichen Zigaretten-Automaten auf privaten Gelände reich gesegnet. Auf die Versorgung mit dem blauen Dunst auf privaten Areal hat die Politik der heilquellenreichen Kurstadt keinen Einfluss.

Artikel vom 02.02.2005