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Diese Komödie war keine leichte Unterhaltung

Peter Millowitsch und Meike Gottschalk in »Bildung für Rita« auf der Bühne des PZ

Warburg (WB). Nein, eine Aufführung der Marke »Millowitsch-Theater« war das beileibe nicht, was Peter Millowitsch und Meike Gottschalk am Dienstagabend im Pädagogischen Zentrum boten. Dort stand im Rahmen der Reihe »Theater in Warburg« die Kömödie »Bildung für Rita« auf dem Spielplan.
Und anders als offensichtlich einige Besucher erwartet hatten, war die Adaption des bekannten Pygmalien-Stoffes doch eher etwas für das erntshafter gesinnte Publikum - Theaterkost der gehobeneren Sorte.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Die 26-jährige Frisörin Rita (Meike Gottschalk) hat die Nase voll von misslungenen Dauerwellen, ihrem einfach gestrickten Ehemann und ihrem Leben in einem Arbeiterviertel. Sie will trotz der Tatsache, dass sie »ein bisschen simpel ist«, wie sie es selber ausdrückt, mit Hilfe der Literatur aus ihrem bisherigen Leben aussteigen. Dazu nimmt sie an der Universität Nachhilfestunden bei dem Tutor und erfolglosen Literat Frank (Peter Millowitsch). In den Lehreinheiten bei dem »komischen Säufer« und »hundsmiserablen Lehrer, der die Studenten aus dem Fenster werfen will«, entwickeln sich tiefsinnige Gespräche - über Ritas Leben, ihre Wünsche und Hoffnungen, über Franks geschiedene Frau, seine Lebensgefährtin, seinen heimlichen Alkoholkonsum und natürlich über Literatur.
Es kommt, wie es kommen muss: Rita schmeißt ihr altes Leben über Bord, kündigt ihren Job, wird Studentin, zieht in eine Wohngemeinschaft und ist innerhalb kürzester Zeit der Literatur fast näher als Frank. Der hat sich wiederum in die unorthodoxe Frisörin verliebt und trauert den tiefgründigen Gesprächen hinterher, die jetzt immer häufiger im Streit enden. Doch als Frank, der vor Studenten betrunken vom Rednerpult gefallen ist, zu einem Studienjahr nach Australien versetzt wird, fällt die Entscheidung: Rita erkennt, wie viel ihr an dem kauzigen Literaten liegt und entscheidet, mit ihm zu gehen.
Die meisten Zuschauer honorierten die Leistung der bekannten Schauspieler mit lang anhaltendem Applaus. Die kritschen Stimmen waren aber auch nicht zu überhören. Einige Zuschauer verließen bereits zur Pause das PZ, andere hatten von dem Stück zumindest mehr erwartet.
In der Tat dauerte es einige Zeit, bis man Peter Millowitsch die Rolle des trinkenden und schwermütigen Literaten abnahm. Zu sehr wird der Sohn der Theater-Größe Willi Millowitsch mit Boulevard-Stücken in Verbindung gebracht. Meike Gottschalk (bekannt aus Fernseh-Sendungen wie »Alarm für Cobra 11«, »SOKO 5113«, »Verbotene Liebe« oder »Tatort«) wirkte durch ihr schnodderiges Auftreten (»Scheiße« war ihr Lieblingswort) zumindest zu Beginn des Stückes anstrengend. Warum Frank während der gesamten Inszenierung, die einen Zeitraum von mehreren Monaten beschrieb, die gleiche Kleidung trug, bleibt das Geheimnis der Requisite.
»Bei dem Auftritt von Petra Gerster am Sonn22tag in Borgentreich bin ich besser unterhalten worden«, meinte ein Zuschauer nach der Aufführung. Auch wenn eine Lesung und ein Theaterstück wohl nicht vergleichbar sind: In der Aussage steckt doch viel Wahres. Jürgen Vahle

Artikel vom 03.02.2005