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300 Bäume
werden gefällt

Seidel beantragt Sondersitzung

Von Stefanie Westing
Espelkamp (WB). Die »junge Stadt im Grünen« verliert einen Teil ihrer Imageträger. 300 Bäume will die Aufbaugemeinschaft bis zum Ende des Monats fällen. Dies bestätigte Geschäftsführer Hans-Jörg Schmidt gestern auf Anfrage.

»Die Aufbaugemeinschaft hat seit 15 Jahren keine größere Baumfällaktion gestartet. Dies war jetzt schon seit längerer Zeit geplant«, betonte der Geschäftsführer. Die Bäume müssten gefällt werden, bevor sie ausschlagen. Außerdem sei die Konzentration kostengünstiger. Da die »Aufbau« selbst nicht über die nötigen Geräte verfüge, sei der Auftrag in Höhe von 35 000 Euro extern vergeben worden. Würden die Bäume nicht alle auf einmal gefällt, sei mit höheren Kosten zu rechnen.
»Uns liegen viele schriftliche Anfragen von Mietern vor, denen die Bäume das Licht genommen haben. Außerdem haben wir vielfach Feuchtigkeit in den Fassaden festgestellt«, erklärte Schmidt. Teilweise handele es sich auch um kranke Bäume oder solche, die drohten, zu groß zu werden. Natürlich sei ihm auch Kritik von Seiten der Mieter zu Ohren gekommen, bestätigte Schmidt: »Das bleibt nicht aus. Der eine empfindet die Bäume als wesentlichen Bestandteil der Stadt und als Bereicherung, dem anderen stehen sie im Weg. Letztlich ist es aber doch eine Entscheidung des Eigentümers, was passieren muss, wenn die Bäume unkontrolliert gewachsen sind.« Niemand brauche jedoch einen Kahlschlag zu befürchten: »In den nächsten zehn Jahren ist eine Aktion in dieser Größenordnung nicht mehr geplant.«
Bis zu einem gewissen Grad sei die Aufbaugemeinschaft flexibel, was den Erhalt einzelner Bäume angeht. Dazu passt ein Erlebnis, von dem Roland Quarder von der Ratsfraktion »Die Unabhängigen« berichtete: Am Stolper Weg 15 sollten vier Bäume gefällt werden. Bei einem Ortstermin, an dem die Bewohnerin, zwei Vertreter der Aufbaugemeinschaft und Quarder selbst teilnahmen, kam man schließlich überein, wenigstens einen Baum stehen zu lassen. »Der Hinweis der Anwohnerin, dass in diesem Baum Eichhörnchen leben und sie auf keinen Fall einverstanden sei, wenn der große Baum gefällt wird, war der Grund dafür«, berichtete Quarder.
Für die Fraktion »Die Unabhängigen« beantragte Paul-Gerhard Seidel übrigens gestern die Einberufung einer Sondersitzung des Hauptausschusses und/oder des Ausschusses für Stadtentwicklung »so schnell wie möglich, eventuell auch mit verkürzter Ladungsfrist, um über die ÝBaumfällaktionÜ der Aufbaugemeinschaft Espelkamp mit dem Ziel zu beraten, ÝSchlimmeresÜ, besonders auch in Zukunft, zu verhindern«. Dazu sei der Geschäftsführer der Aufbaugemeinschaft einzuladen.
Seidel weiter: »Auch wenn rechtlich keine Möglichkeit bestehen mag, die Aufbaugemeinschaft an ihrer Aktion zu hindern, so sollten unseres Erachtens Politik und Verwaltung ihre Position deutlich machen.
Dabei gehen wir davon aus, dass die Mehrheit des Rates die Auffassung teilt, dass das Fällen von 300 Bäumen in der Ýjungen Stadt im GrünenÜ weit über die Wahrnehmung der Verkehrssicherungspflicht hinausgeht.«

Artikel vom 02.02.2005