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Auf dem Programm stehen Fördereinheiten, zu denen auch die Hausaufgabenhilfe gehört. Erzieherin Petra Meyer erklärt Antonia (l.) und Onur (r.) die Aufgaben.

Schule begeistert auch nachmittags

Serie über Offene Ganztagsgrundschulen in Herford - Teil 1: Diebrocker Straße

Von Karin Koteras-Pietsch
Herford (HK). Ein dickes Lob ernteten die Herforder Grundschulen erst vor wenigen Wochen von NRW-Verkehrsminister Axel Horstmann für ihr Engagement in Sachen Ganztagsgrundschule. Und auch Schulleitungen, -träger und -aufsicht sind sich einig, dass die Ganztagsgrundschule in Herford beispielhaft ist.

Alle elf haben inzwischen entsprechende Angebote geschaffen. In einer Serie wirft das HERFORDER KREISBLATT einen Blick hinter die Kulissen der Ganztagsgrundschule. Im ersten Teil wird der Ganztagsbetrieb an der Diebrocker Straße vorgestellt.
Die Grundschule Diebrocker Straße zählte zu den ersten fünf Grundschulen in Herford, die vor eineinhalb Jahren den Ganztagsbetrieb aufnahmen. »Das Kollegium hat den Beschluss einstimmig gefasst, weil wir alle die Wichtigkeit erkannt haben«, erzählt Monika Isemann, seit zehn Jahren Schulleiterin an der Diebrocker Straße. Und die Lehrer sollten in ihrer Einschätzung bestätigt werden.
»Durch den offenen Ganztag kann der Zeitstress am Vormittag abgebaut werden. Das ist den Kindern deutlich anzumerken«, berichtet die Schulleiterin. Im Vergleich mit anderen Klassen hätten die Kinder aus dem Ganztag ein deutlich besseres Sozialverhalten, zum Beispiel was »bitte« und »danke«, Tischmanieren oder Aufmerksamkeit angehe.
Der Grundschule Diebrocker Straße bietet im Ganztagsbereich drei Gruppen an: die Klasse 1a, die Klasse 2a und eine altersgemischte Gruppe mit Kindern aus den dritten und vierten Klassen. Angestrebt werden künftig ausschließelich Gruppen als Klassenverband. Denn eine Klasse, die geschlossen in den Ganztag gehe, sei eindeutig im Vorteil. Hier müssten die Kinder nicht täglich aufs Neue zusammenfinden, so Monika Isemann. Darüber hinaus können so weitere Pläne verwirklicht werden: »Wir wollen Unterricht und Freizeit verzahnen, ein wenig Unterricht in den Nachmittag legen«, erläutert Isemann.
Sechs der 24 an der Grundschule tätigen Lehrer sind auch am Nachmittag aktiv, dazu werden die Kinder von Erziehern betreut. Je ein Klassenlehrer und eine Erzieherin sind Ansprechpartner für die Kleinen. »Durch die Verzahnung wollen wir erreichen, dass die Kinder Lehrer und Erzieherinnen gleichermaßen akzeptieren«, so die Schulleiterin. »Wenn beide mit ihren Sichtweisen zusammenarbeiten, können die Kinder ganz anders gefördert werden.« Gefördert werden die Kinder insbesondere bei der Hausaufgabenbetreuung. Kinder mit größeren Defiziten, sei es im sprachlichen oder mathematischen Bereich, werden in kleinen Gruppen gezielt unterstützt. In den Projekten von Sport bis hin zu Theater lernen die Kinder außerdem Dinge kennen, die sie vielleicht sonst nie erlebt hätten. Viertklässler Tolga beispielsweise ist ein fantastischer Tänzer. Hätte er nicht am Tanzprojekt teilgenommen, hätte er das vielleicht nie erfahren.
Aber es gibt auch Probleme. Manche Eltern sind nicht in der Lage, die 50 Euro für das Mittagessen aufzubringen. »Manchmal können wir mit Hilfe von Sponsoren aushelfen«, so die Schulleiterin. Aber immer reiche es eben nicht. Vielleicht, so hofft sie, werde noch der eine oder andere Sponsor gefunden, der einem Kind mit ein paar Euro im Monat die offene Ganztagsschule ermöglichen möchte. »Denn so manches Kind«, weiß Monika Isemann, »hätte weitaus bessere Chancen, wenn es mit Hilfe des offenen Ganztags gefördert werden könnte.«

Artikel vom 02.02.2005