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Monteverdis
Musik-Welt

»convoce.coeln« begeistert

Von Gerd Büntzly
Herford (HK). »Amor celestis - himmlisches und irdisches Lieben und Sehnen« war das Konzert überschrieben, das die Musiker und Musikerinnen von »convoce.coeln« am Sonntagabend in der Marienkirche gaben. Mit diesem Konzert schloss die Reihe zur Wiedereröffnung der Kirche und zur Einweihung der von Dieter Ernstmeier gestifteten Orgel.

Es hatte schon seine eigene Faszination, die ungewöhnlichen Instrumente zu sehen und zu hören, mit denen die Mitglieder der Gruppe aufwarteten. Drei Chitarronen traten auf, gespielt von Stephan Rath, Stefan Maass und Andreas Nachtsheim, Instrumente, deren Körper und Klang an eine Laute erinnert. Sie haben aber für die mitklingenden Bordunsaiten extrem lange Hälse, so dass das ganze Instrument übermannshoch ist. Irene Klein sorgte für die akkordische Füllung mit ihrer Lirone, einem gedrungenen Instrument mit zahlreichen gleichzeitig gestrichenen Saiten, mit einem Klang wie dem eines Harmoniums. Arno Jochem lieferte auf seiner Violone einen zarten Bass dazu. Maria Jonas schließlich faszinierte durch ihren ungemein ausdrucksfähigen Gesang.
Das eher elegische Thema, das den ersten Teil des Abends beherrschte, »Klagen der heiligen Magdalena unter dem Kreuz«, stellte sich meist in sehr lang gezogenen Tönen dar, auch wenn Ausbrüche von geradezu wütendem Schmerz nicht fehlten. Maria Jonas praktizierte mit großer Kunst ihr Glissando von einem Ton zum nächsten und scheute dabei auch herbe dissonante Wirkungen nicht. Sie meisterte aber, etwa in den spöttischen Stücken von Barbara Strozzi, auch ungemein virtuose Koloraturen. Richtig bekannt war dabei nur das erste Stück des Abends, das berühmte »Lasciate mi morire« von Claudio Monteverdi, allerdings gesungen auf einen anderen Text, der es Magdalena in den Mund legt.
Spannend waren auch die Solostücke der Instrumentalisten. In der »Soave melodia« übernahm Arno Jochem mit seiner Violone die Hauptstimme und lockte zarte und rührende Töne aus seinem Instrument. Die »Colascione« von Girolamo Kapsperger klang in ihrer Kargheit geradezu modern. Insgesamt gewährte das Konzert einen faszinierenden Einblick in die Musikwelt Monteverdis und seiner Zeit.
Die zahlreichen Zuhörer bedankten sich mit lebhaftem Beifall und erhielten als Zugabe ein geradezu volkstümliches Lied, »Passacaglia della vita«, das trotz des Refrains »Wir müssen alle sterben« fröhlich klang.

Artikel vom 01.02.2005