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Turbo-Abi
erschwert
den Wechsel

Einführungsjahr für Realschüler

Von Michael Delker
Gütersloh (WB). Nur noch acht Jahre bis zum Abitur und eine Abschlussprüfung nach Klasse 10: Die Neuerungen des gerade verabschiedeten NRW-Schulgesetzes stellen für die Gymnasien eine Herausforderung dar. Gut einen Monat vor den offiziellen Anmeldeterminen für die weiterführenden Schulen in Gütersloh bleiben allerdings noch viele Fragen offen - sowohl für Schüler und Eltern als auch für die Lehrer.

»Wir sind mit der Bezirksregierung in Kontakt und warten jetzt auf die Ausführungsbestimmungen. Sie sind die Grundlage für die weiteren Gespräche mit den Gymnasien und den Gesamtschulen«, erklärte Detlef Zum-winkel, Leiter des Fachbereichs Schulen, im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Im Städtischen Gymnasium laufen die Vorbereitungen bereits. Im Rahmen eines Elternabends informierte Schulleiter Siegfried Bethlehem gestern Abend, wie das Abitur nach acht Jahren in der Praxis umgesetzt werden soll. Allerdings muss zweigleisig geplant werden. Das neue Schulgesetz sieht vor, dass es am Ort weiterhin die Möglichkeit geben muss, die Hochschulreife nach Klasse 13 zu erwerben - für die Absolventen der Haupt- und Realschulen, die ein Abschlusszeugnis mit Qualifikationsvermerk erhalten. In Gütersloh gehen diese Jugendlichen überwiegend auf das Städtische Gymnasium, wo sie nun ein »Einführungsjahr« absolvieren sollen. Umstellen müssen sich allerdings auch die Realschulen. Der direkte Weg zum Gymnasium bleibt deren Schülern nämlich versperrt, wenn sie künftig nicht schon in der 6. Klasse die zweite Fremdsprache erlernen.
Als Grundlage für die Schulzeitverkürzung wird schrittweise der Unterricht in den einzelnen Jahrgangsstufen vom kommenden Schuljahr an ausgeweitet. Besonders »dicke« kommt es für die künftigen Neun- und Zehnklässler. »In diesen Jahrgangsstufen«, erklärt Siegfried Bethlehem, »werden wir verstärkt Nachmittagsunterricht anbieten müssen. Eine 35-Stunden-Woche kann im Extremfall möglich sein.« Die Hausaufgaben kommen dann noch hinzu. Der Bedarf für Nachmittagsangebote wird aus Bethlehems Sicht noch aus einem anderen Grund ansteigen: »Bald werden zunehmend Grundschüler auf das Gymnasium wechseln, die aus einer Offenen Ganztagsschule kommen. Darauf werden wir reagieren müssen. Die Stadt wird die Schulen der Sekundarstufe II so ausrüsten müssen, dass sie nachmittags ein interessantes Angebot anbieten können.«
Für das Abitur nach acht Jahren zeichnet sich noch ein weiteres Problem ab. Im Jahr 2013 werden landesweit gleich zwei Jahrgänge das Abitur machen - die jetzigen und die künftigen »Fünfer«. Entsprechend groß wird das Gedränge auf dem Aus- und Weiterbildungsmarkt sein. Siegfried Bethlehem erkennt in der neuen Regelung aber auch große Chancen: »Ich denke, dass die Schule noch stärker als Lern- und Lebensraum wahrgenommen wird.«

Artikel vom 01.02.2005