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Witziger Klang
der Kirmesorgel

Krahforsts »rheinische Frohnatur«

Paderborn (WV). War es die zeitliche Nähe zum Karneval oder die »rheinische Frohnatur« - jedenfalls zog es die Orgelszene und viele Zuhörer in die St.- Heinrichskirche, um den hiesigen Domorganisten zu hören.

»Die heitere Königin - heitere Orgelmusik aus vier Jahrhunderten« hatte Gereon Krahforst sein Programm überschrieben. Klanglich höchst subtil gestaltete er im ersten Programmblock Renaissancekompositionen mit Tanzcharakter; hier kam ein sprühender Saltarello-Tanztypus aus dem Antwerpener Tanzbuch ebenso faszinierend zu Gehör wie Tänze des Johannes von Lublin. Mehr noch: Krahforst versteht sich auf die Interpretation alter Musik, hier blühten eine kennzeichnende Agogik oder das inegale Spiel.
Fast in Manier einer Flötenuhr klang die »Sonate I« von Franz Xaver Schnizer, pianistisch exakt in den filigranen Läufen, farbenreiches Flötenspiel im Menuett und virtuose Skalentechnik im Presto. Krahforst scheute auch nicht den satten, witzigen Klang einer Kirmesorgel, als er das »Allegro brillante« von Vincenzo Petrali vor Hindemiths höchst konstruktiver Dritter Orgelsonate erklingen ließ. Alte Volkslieder verarbeitet Hindemith hier, die der Domorganist überzeugend in ihrem weitreichenden emotionalen Gehalt darstellte.
In überzeugendem improvisatorischen Ideenreichtum tauchte er abschließend das Thema des zweiten Tanzes von Johannes von Lublin. Hier schienen ihm die Variationsideen kam auszugehen - Marschmäßiges stellte er neben Meditatives, eine rauschende Toccata neben einen schwerfälligen Tanz, dunklen Donner neben filigranen Flöten- und Streichersound. Reicher Beifall provozierte noch die jazzigen »Mozart Changes«, die Krahforsts musikalischen Humor in seiner tiefgründigen Substanz erfahrbar machten.
In der Angelus-Matinee am kommenden Samstag (12 Uhr) lässt der Domorganist noch einmal die »Heitere Königin« im Dom erklingen.

Artikel vom 04.02.2005