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Profit aus der
Windkraft ziehen
Zum Thema »Windkraft« schrieb Rudolf Kersting aus Delbrück diesen Leserbrief:

Haben Sie eine schöne unberührte Landschaft hinterm Haus? Wohnen Sie gar auf dem Land, fern von der Hektik der Großstadt? Können Sie bei offenem Fenster schlafen, weil es draußen so ruhig ist? Dann wird es aber höchste Zeit, dass sich daran etwas ändert! Bauen Sie ein Windrad!
Das ist einfacher, als Sie denken. Sie brauchen nur einen grünen Hügel. Sind Sie etwa Landwirt? Ja prima! Die staatlichen Subventionen waren Ihnen doch schon immer ein Dorn im Auge. Von ewigen Nörglern als Subventionsempfänger bezeichnet zu werden, obwohl Sie doch wesentlich dazu beigetragen haben, Landschaft und Natur zu pflegen. Es geht doch einfacher und die Kohle fließt mehrfach! Skrupel? Aber nein, die brauchen Sie doch nicht zu haben. Sie handeln doch nur im Rahmen der bestehenden Gesetze. Baugenehmigung? Doch nicht für Sie. Bei Ihrer Windmühle handelt es sich um eine priviligierte Baumaßnahme. Ihre Gemeinde muss Ihnen, ob sie will oder nicht, eine Genehmigung erteilen. Wenn es trotzdem Ärger gibt, kein Problem. Die Windkraftlobby und die Anlagenbetreiber haben die besten Anwälte. Besonders windig muss es in Ihrer Gegend auch nicht sein. Im Zweifelsfall bestellen Sie die Anlage gleich eine Nummer größer, das gleicht den Windmangel aus und bringt auch noch mehr Kohle.
Den meisten Nörglern können Sie weismachen, dass Sie etwas für die Umwelt tun. Es handelt sich schließlich um eine regenerative beziehungsweise erneuerbare Energie. Gehen Sie aber keine weiteren Diskussionen ein, denn bei der Windkraft handelt es sich im Grunde genommen nicht um eine erneuerbare Energie. Verschweigen Sie um Himmels Willen, dass Ihre Ökomaschine eine Dreckschleuder ist, die den CO2-Ausstoß noch erhöht, weil konventionelle Kraftwerke enorme Reserve und Regelleistung parat halten müssen, da der Wind nun mal weht, wann er will oder auch nicht.
Es könnte Ärger geben, wenn die Leute erfahren, dass es sich überhaupt nicht um eine erneuerbare Energie handelt, da die über die Lebensdauer der Mühle erzeugte Energie geringer ist als die zur Herstellung benötigte Energie. Die Energie aus einer Windmühle ist nichts anderes als die während seines Baus in die Anlage hineingesteckte fossile Energie. Der Begriff »erneuerbare Energie« ist demnach irreführend. Es hört sich aber gut an und weisen Sie immer wieder darauf hin.
Falls Sie gleich mehrfach Ihren Mitmenschen in die Tasche greifen wollen, nur zu. Bezeichnen Sie Ihre staatlich lizensierten Gelddruckmaschinen dann als Windpark. Das klingt doch gut und hört sich so romantisch an.
Wir sind Weltmeister in einer Energie, die uns vor einer drohenden Klimakatastrophe und einem drohenden Weltuntergang schüzt. Aber schade, dass keiner uns das nachmacht. Von 28 500 MW installierter Windleistung in den 15 europäischen Staaten Ende 2003 hatte Deutschland allein einen Anteil von 14 600 MW. Von der weltweit installierten Leistung von 39 500 MW entfallen demnach 37 Prozent auf Deutschland.
Vertrauen Sie auf keinem Fall jemanden diese Zahlen an. Deutschland ist bei der Nutzung der Windkraft Nummer eins in der Welt, belegt aber in der Bewertung seiner Volkswirtschaft und Ausbildung (Pisa-Studie) einen der letzten Plätze der westlichen Industriestaaten. Man könnte böserweise annehmen, dass bei uns der Profit über die Intelligenz gesiegt hat. Und das wollen wir doch nicht. Deshalb frisch ans Werk, bauen wir uns ein Windrad, bevor vielleicht einmal die Ignoranz an der Übermacht der Realität scheitert und politisch das Ruder endlich zugunsten der Menschen sowie der Natur herumgeworfen wird.

RUDOLF KERSTINGNordhagener Straße 63Delbrück
Gegner haben
Energiesituation
nicht begriffen
Über das Thema »Windenergieanlagen« schreibt auch Friedrich-Wilhelm Reker einen Leserbrief:

Liebe Windkraftgegner, ich kann es ja nicht glauben, was Sie da von sich geben. Die Atomkraftwerke werden abgeschaltet, die Kohlegruben geschlossen, die Reserven an Öl und Gas scheinen nicht die nächsten 100 Jahre gewährleistet zu sein.
Besonders finde ich Ihren Aufruf zur Unterschriftenliste, dieser zeugt nicht gerade von Umweltfreundlichkeit, sonst hätten Sie denen, die Sie als Ihre Gegner bezeichnen, ja die Möglichkeit eingeräumt, mit ihrer Stimme eine andere Meinung zu haben und nicht das teure Papier verschwendet. Haben Sie Alternativen? Oder liegt es nur in Ihrem Interesse, den Prozess der alternativen Energien zu stören? Scheinbar interessiert es Sie nicht, woher Ihre Enkel oder Ihre Urenkel ihre Energie bekommen. Mir scheint, Sie haben die globale Energiesituation noch nicht begriffen. Wenn Ihnen die Geräusche oder der Infraschall missfallen, lassen Sie die Windenergieanlagen doch so hoch bauen, dass es nicht stört. Kohle, Öl, Gas haben wir noch, aber was danach? Wenn dann nichts mehr geht, haben wir wenigstens noch den Wind.

FRIEDRICH-WILHELMREKERThülecke 25Delbrück

Artikel vom 02.02.2005