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Den Kreislauf in Wallung gebracht

Pfarrkarneval als Unterhaltung der Extraklasse - Tolle Tänze und schräge Nummern

Schloß Holte-Stukenbrock (mcs). Außer Rand und Band zeigten sich am Samstag mehr als 350 Jecken beim Pfarrkarneval der Kirchengemeinde St. Johannes Baptist in der Schützenhalle Stukenbrock. Sie erlebten ein dreistündiges Programm der Extra-Klasse. Eindrucksvoll stellten die Mitwirkenden dabei unter Beweis, dass man einem Publikum, entgegen allgemeinen Trends, auch mit Gags oberhalb der Gürtellinie gute Unterhaltung bieten kann.

»Der Erlös des heutigen Abends ist für die Durchführung der gemeindeinternen Aktivitäten zum diesjährigen Weltjugendtag in Köln bestimmt«, erläuterte Conférencier Christian Nagel bei Programmbeginn. Die eigentliche Begrüßung war jedoch Bernhard Hamich vorbehalten. Schelmisch unter der Schlappe seines Cowboyhuts hervorblinzelnd, erklärte der Dechant, er fühle sich »eber-wohl«. Auch verriet er den Besuchern mit »1515, Vorwahl egal« die telefonische Durchwahl zu Gott. Schließlich heiße es in Psalm 15, Vers 15: »Ruf mich an in jeder Not«. Zudem stellte der Pfarrer fest: »Bei Frohsinn und Heiterkeit ist das Himmelreich nicht weit.«
Mit einem nachdenklich stimmenden Brauchtums-Song, den Kreislauf in Wallung bringendem »Office-Work-Out« und Sprachlosigkeit in der Männerselbsthilfegruppe machten anschließend die Poppnasen das Publikum vertraut. Kostproben ihres skurrilen, bisweilen recht schwarzen Humors hatten auch die letzten Drücker in diverse Klein-Szenen verpackt. So simulierten sie etwa ein Vater-Tochter-Aufklärungsgespräch zwischen Memory-Stick und Firewall, berichteten von einer Friedhofsfahrt ohne Wiederkehr oder vermittelten die Erkenntnis, wie stark Kiffen wirklich die Persönlichkeit verändern kann.
Zu den Höhepunkten des Abends zählte die »Kitchen-Climbing«-Darbietung mit Christian Nagel und Magnus Brock. Die Besteigung einer zur anspruchsvollen Kletterwand umfunktionierten Küchenanrichte, wurde dabei live kommentiert vom Reporterplatz auf einem Gabelstapler. Sackgassen im Besteckkasten, rumpelnde Geschirrlawinen - bis zum letzten kosteten die Akteure die Umsetzung des grandios gewählten Themas aus. Auch der Spielmannszug begeisterte mit einer ausgefallenen Idee. Während seiner Schwarzlichtdarbietung sahen die Zuschauer nur weiß behandschuhte Hände über die Trommelfelle wirbeln - eine Show wie aus einer anderen Welt.
Als Pendant zu den kfd-Frauen, die von Pfannkuchen im Grammophon, »Rennpferden«, die Briefe schreiben, und vertauschten Geschenken zu berichten wussten, versprühte das »Stukenbrocker Duett« Michael Seliger und Niko Krieft seinen spröden Humor. Eine Kostprobe: »Geld kommt wohl aus der Mode. Keiner hat mehr etwas.«
Eine mitreißende Tanzshow legten die »Coolen Kids« vom Stukenbrocker Karnevalsverein aufs Parkett. Sie wirbelten zu Hits wie »Chihuahua« und »Schnappi, das Krokodil« über die Bühne, bevor die LetÕs-fetz-Frauen in afrikanischen Dschungel-Outfits ebenfalls eine ausgefeilte Choreografie ablieferten.
Seine Vorliebe fürs gleiche Geschlecht tat schließlich Uli »Schwulli« Nolte dem Publikum kund. Nicht nur von implantierten Handys und Boxer-Shorts mit Po-Pushing wusste der Übermann zu erzählen. Herrlich schräg geriet auch Stefan Raabs auf Stukenbrock umgemünzter Space-Taxi-Song, den das begeisterte Publikum gleich zweimal zu hören bekam.
Das Finale gestalteten die Stutenkerle. Als waschechte Bauern in Gummistiefeln und Kitteln skandierten sie: »Hoch lebe Stukenbrock!« Der folgende Schlussapplaus galt nicht nur den Akteuren auf der Bühne sondern auch den zahlreichen Helfern im Hintergrund; ebenso wie der Live-Band »Nightshift«, die mit unterhaltsamen Karnevals-Hits bis in den frühen Morgen hinein für eine gefüllte Tanzfläche sorgte.

Artikel vom 01.02.2005