01.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schwindelgefühle vor lauter Höhenluft

Handball-Cocktail: Hörste muss Balanceakt zwischen Euphorie und Bodenhaftung meistern

Von Gunnar Feicht und Sören Voss
Altkreis (WB). 20:10 Punkte, als Neuling nur zwei Zähler vom Ligagipfel entfernt - vor lauter Höhenluft könnte den Landesliga-Handballern der TG Hörste leicht schwindlig werden. Jetzt sind Michael Kölkebeck und Andy Schäper als Psychologen gefragt.

Der Spielertrainer und sein »Bank-Coach« müssen den richtigen Mittelweg zwischen Euphorie und Bodenhaftung finden. »Wir betrachten weiterhin immer das nächste Spiel als das schwerste«, hält es Schäper mit Sepp Herberger und deckt die Hand über den weiteren Spielplan mit richtigen Knaller-Paarungen ab Ende Februar. »Wir müssen konzentriert weiter trainieren - was die Mannschaft zurzeit hervorragend macht - und am 13. Februar in Kattenvenne bestehen. Dann sehen wir weiter.« Schäper will noch keinen Gedanken an die Derby-Trilogie Isselhorst/Versmold/Steinhagen geschweige denn an die Duelle mit Ladbergen und Ibbenbüren (13. und 19. März) verlieren.
Da freuen sich die Verantwortlichen lieber noch einmal über die begeisternde zweite Halbzeit gegen Everswinkel. »Als ÝRalleÜ Brinkmann sich verletzt meldete, hatten wir erst Kopfschmerzen. Aber Stefan Henkel hat bewiesen, dass er mehr als ÝErsatzÜ ist«, beschreibt Schäper an einem Beispiel das Erfolgsgeheimnis: Jeder bringt seine Qualitäten ein, leistet uneigennützig seinen Beitrag zum Mannschaftserfolg. Weil mittlerweile auch der Funke zu den Zuschauern überspringt, darf man Schäper zustimmen: »Das Potenzial, um oben dran zu bleiben, ist da.«
Scheinbar unendlich wird momentan über die Schiedsrichter diskutiert. Beim 29:29 im Landesliga-Derby zwischen Versmold und Isselhorst sorgten die Unparteischen hingegen für positive Rückmeldungen.
Obwohl der knappe Spielstand die Hektik auf dem Feld förderte, behielt das Gespann Dieckmann und Rüskenschulte aus Sassenberg die Ruhe. Keine Spur von Unsicherheit zeigte das Duo auch in der letzten Sekunde, als Versmolds Marc Uthmann den Ball in Richtung seines Torwarts lenkte und Matthias Mense den Ball im eigenen Kreis aufnahm. »Siebenmeter!«, ertönte es sofort von der Isselhorster Bank und auch von der Tribüne. Die Schiedsrichter mussten diese »Experten« erstmal aufklären: »Seit vorletzter Saison gibt es dafür nur noch einen Freiwurf.«
Und weil dieser Wurf anschließend bei Matthias Mense endete, blieb es im Derby bei der leistungsgerechten Punkteteilung. »Das Ergebnis geht in Ordnung. Erfreulicherweise war es auch ein faires Spiel«, resümierte Isselhorsts Trainer Lutz Strauch, der mit dem Aufsteiger weiterhin im gesicherten Mittelfeld rangiert. »Aber auch Versmold wird den Klassenerhalt packen«, ist sich der Ex-Steinhagener sicher: »Gegen uns haben sie gezeigt, dass sie kämpfen können. Außerdem wünscht man seinem Nachbarn ja keinen Abstieg ...«
Abschied statt Abstieg heißt das Motto für Gerd Wiemann, den Vorsitzenden des Loxtener Verbandsliga-Nachbarn HSG Gütersloh: Bei den Neuwahlen am 28. Februar will er nicht wieder für das Vorstandsamt kandidieren. Zwar beteuert Wiemann, dass dies nichts mit der unbefriedigenden sportlichen Situation beim Tabellensiebten zu tun habe. Aber die glatte 29:33-Niederlage gegen Bielefeld-Jöllenbeck unterstrich erneut, dass in Gütersloh die Euphorie früherer Jahre verfloigen ist.
Zumal 2. Vorsitzender Uli Klau im aktuellen Hallenheft unverhohlen den Trainer kritisierte: »Es fehlt eine sportliche Handschrift. Frank Wahl probiert viel aus, aber ein richtiges Konzept ist nicht zu erkennen. (...) Die Mannschaft wirkt nach außen hin nicht wie eine geschlossene Einheit«, schreibt der frühere Keeper des TV Künsebeck.

Artikel vom 01.02.2005