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»Vor der Mauer« findet große Resonanz

Sielhorster Friedrich Stork stellt Bild in der Kunsthalle Dominikanerkirche in Osnabrück aus

Rahden/Osnabrück (WB). Anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz stellt die Kunsthalle Dominikanerkirche bis Anfang April das Bild »Vor der Mauer« (1998) des Malers und Grafikers Friedrich Stork aus Sielhorst aus.

Das Bild bezieht sich auf das Massaker von Les Crottes in der südfranzösischen Ardèche-Region am 3. März 1944, bei dem eine Gruppe von 16 Zivilisten von SS-Soldaten der Division Brandenburg jeweils in Dreiergruppen erschossen wurde. Auf das »Massaker von Les Crottes« stieß Stork eher zufällig. Er war von diesen Ereignissen so berührt, dass er zu recherchieren begann.
Er befragte Überlebende und Augenzeugen des Massakers, unterhielt sich mit den Dorfbewohnern und begann daraufhin die Arbeit an seinem Bilderzyklus »Das Massaker von Les Crottes«. Eine erste Ausstellung seiner Werke in Frankreich stieß auf eine große Resonanz und erhielt viel Zuspruch. Friedrich Stork erinnert sich an seine Recherchen und versucht, den Tag des Massakers zu rekonstruieren:
»Les Crottes, Freitag, 3. März 1944. Es ist 5 Uhr morgens. Ein Autokonvoi fährt durch Barjac, in Richtung Vallon, blaue Scheinwerfer, die typische Kriegsbeleuchtung. Der Konvoi schlägt die gleiche Richtung wie in der Vorwoche ein. Ist das nun der entscheidende Angriff gegen die Jungs der ÝResistanceÜ, die am 26. Februar den Nazis heldenhaft Widerstand leisteten? Nein!
Dies ist der Tag der Repressalien gegen hilflose Zivilisten des Dörfchens Les Crottes, das zur Gemeinde Labastide des Virac gehört und im Gebiet Le Mas de Serret liegt. Plünderung, Brandstiftung und wilde Schießerei . . . und zum Schluss noch ein Massaker an den Bewohnern des kleinen ruhigen Ortes Les Crottes, Frauen, Kinder, Alte.
Die Hinrichtung der Opfer wird wohl gegen 11 Uhr vormittags stattgefunden haben; und am Nachmittag wurde diese schreckliche Nachricht bekannt und verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Barjac.
In dem Dorf wohnte Monsieur Boyer, ein Bruder eines dieser unglücklichen Opfer. Monsieur Bourelly, Bürgermeister von Labastide, wäre bald selbst hingerichtet worden, hätte er nicht Mut und Kaltblütigkeit bewiesen. 16 unschuldige Opfer ruhen nun auf einem Friedhof des Dorfes Labastide de Virac. Raoul Heraud, Korrespondent einer Zeitung, hat ein oder zwei Jahre danach über dieses schrechliche Verbrechen berichtet.« Auf dem Feld des Martyriums wurde ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Opfer errichtet, und jedes Jahr am ersten Sonntag im März begeben sich die Autoritäten des Ortes, die alten Wiederstandskämpfer und die Bevölkerung dorthin, um den Toten die Ehre zu erweisen.
Und Stork unterstreicht des Weiteren: »In unserer Erinnerung, im kollektiven Bewusstsein, darf niemals vergessen werden, dass die Barbarei unter uns war, mitten im 20. Jahrhundert.«

Artikel vom 01.02.2005