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Richter urteilt:
Kursus gegen
Aggressionen

Versmolder schlug mehrfach zu

Versmold/Halle (mel). Von 23 Zeugen, die gestern im Amtsgericht Halle erschienen waren, konnten 20 nach drei Stunden unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen. Der Versmolder Alexander B. (alle Namen geändert), der gleich wegen mehrerer Vergehen auf der Anklagebank saß, hatte zwei Taten sofort eingeräumt.

Die Staatsanwältin brauchte eine Weile, um alle Anklageschriften vorzulesen. Am 21. August 2004 soll B., der gebürtig aus Sibirien stammt, auf der Münsterstraße eine Person grundlos zusammengeschlagen haben, ebenso am 19. September 2004, als B. auf einer privaten Party zu Besuch war. Nach der Schlägerei, zu der auch die Polizei gerufen wurde, beleidigte der damals 18-Jährige die Beamten auf das Äußerste, bespuckte und biss sie.
Mit dem Wort »Russenschwein« habe ihn der unbekannte Mann unter anderem beschimpft, dem B. im August 2004 während des Stadtfestes ins Gesicht geschlagen hatte. Dass er deshalb »ausgerastet« sei, gab Alexander B. in der Gerichtsverhandlung zu. Nach den wüsten Beschimpfungen habe er den Mann zur Rede gestellt. Als der aber nach seiner Kümmerlingleiste - einem ein Meter langen Holzbrett zum Servieren von Spirituosen - griff, die er im Rucksack hatte, habe er sich verteidigen wollen und deshalb zugeschlagen. Der Zeuge selbst konnte sich nicht mehr erinnern, wer ihn da eigentlich geschlagen hat. Der stark Angetrunkene war nach dem Faustschlag hingefallen und hatte sich den Kopf aufgeschlagen. »Für mich ist die Sache aber jetzt auch erledigt«, spielte der Zeuge den Vorfall runter.
Der bislang letzte Mal »ausgetickt«, wie B. seine Wutausbrüche selbst beschreibt, war der Versmolder am 19. September 2004. Er hatte Zeugenaussagen während einer Party einen der Gäste geschlagen und getreten. »Ich erinnere mich, dass ich jemandem eine Backpfeife gegeben habe«, sagte der Angeklagte. Er habe sich geärgert, weil ein paar Jungs rassistische Lieder gesungen und ihn angerempelt hätten. Über die Backpfeife geht B.'s Erinnerung allerdings nicht hinaus: »Ich hatte einen Blackout«. Erst bei der Blutprobe, die ihm die Polizei frühmorgens abnahm, will der 19-Jährige wieder zu sich gekommen sein. Zuvor hatte er gegen den Polizeiwagen getreten und die Polizisten wüst beschimpft und angegriffen. »Das tut mir alles schrecklich leid«, entschuldigte sich B. bei der Polizistin, die als Zeugin vernommen wurde. »Auch wenn ich mich nicht mehr erinnern kann, glaube ich schon, dass ich das gemacht habe.«
Für die Körperverletzung in zwei Fällen, Widerstand und Beleidigung muss B. jetzt 700 Euro an die Stiftung Altenhilfe zahlen und an einem sozialen Trainingskurs teilnehmen, um seine Aggressionen in den Griff zu bekommen.

Artikel vom 01.02.2005