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Herr und Frau Bürgermeister in Nöten

Laienspieler des MTV Diepenau bei der Frotheimer Dorfgemeinschaft


Frotheim (hek). »Wintertiet es Theatertiet«, begrüßte Ortsvorsteher Wilhelm Stockmann das Publikum stilecht »up Platt«. Am Samstagabend hieß es im Frotheimer Gasthaus Albersmeyer: Bühne frei für die Laienspieler des Männerturnvereins Diepenau und ihr Lustspiel »Spektoakel in' Roathuse«.
Die Rheinländer pflegten in diesen Tagen die »fünfte Jahreszeit« einzuläuten, so Stockmann. In Frotheim gehe es traditionell ruhiger zu: Beim Theaterabend dürfe man sich zurücklehnen, um auf amüsante Weise den Alltag zu vergessen. Günter Bünemann, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, begrüßte die Akteure in vertrautem Ton: »Schön, dass ihr wieder da seid.« Auch in diesem Jahr war das plattdeutsche Lustspiel wieder Garant für ungetrübte »Schmunzelfreuden«.
»Landstreicher Theo ist wieder im Lande« - mit dieser Ankündigung betritt »der König der Landstraße« (Walter Rödenbeck) das Rathaus. Die Angestellte Sonja (Eva Gerling) ist von der Herzensgüte und Intelligenz des Obdachlosen überzeugt. Schließlich sei er nur durch den Unfall, der seiner Familie das Leben kostete, aus der Bahn geworfen worden. Auf die Frage, ob er für seinen Kaffee eine saubere Tasse haben wolle, streckt Theo ihr sein betagtes Trinkgefäß entgegen: »Dee Becher, doa trink' ich schon twantig Jahr' rut, dee Alkohol desinfiziert.«
Doch die Ruhe bleibt nicht lange ungestört. Die Mutter des Bürgermeisters, Erika Himmelreich (Irmgard Liebig), ist entrüstet, als Theo ihr einen »Schluck ut siene Tasse« anbietet. Entsetzt schreit sie nach ihrem Sohn (Friedrich-Wilhelm Mussmann). Dieser ist nach einer nächtlichen Kneipentour recht verkatert. Ohne dass er es geschafft hätte, seine Hose anzuziehen, treibt ihn seine Mutter ins Büro. Unterdessen hat Theo sich aus dem Staub gemacht. So lenkt Erika Himmelreich alias »dee olle Drache« ihre ganze Entrüstung auf ihren eigenen Sohn: Hans-Hermanns Zustand, nachdem er sich erst in den Morgenstunden im Bett eingefunden hat, sei unverantwortlich. Mit dem Befehl, sich zusammenzureißen, schickt sie ihn zum nächsten kommunalpolitischen Ereignis, der Einweihung des neuen Fahrradständers. In seiner schnell zusammengeschusterten Rede preist Himmelreich diesen als »bedeutsamen Tag der örtlichen Verkehrsinfrastruktur«. Um den Termin einzuhalten, versetzt Hans-Hermann jedoch seine Frau Christa (Gisela Dummeier). Diese steht nach ihrer Kur mit Unmengen von Gepäck allein am Bahnhof. Gestresst greift sie, statt zum eigenen Koffer, zu einer Babytragetasche. Als sie ihren Irrtum bemerkt, fürchtet sie, als Kindesentführerin dazustehen.
Schließlich fungiert Theo als Retter in der Not: Er sorgt dafür, dass alles darauf hindeutet, dass der vermeintliche Täter das Kind im Rathaus ausgesetzt habe. Das »Happy End« ist perfekt, als Christa ihrem Mann mitteilt, dass er bald wirklich Vater wird.
Neben den Hauptdarstellern sorgten Hans-Jürgen Diekmann als schläfriger Straßenkehrer, Martin Rödenbeck als Polizist und Sigrid Scholz in der Rolle der ewig wetternden Nachbarin dafür, dass kein Auge trocken blieb. Die Regie und Spielleitung lag in den Händen von Marlies Harting.

Artikel vom 01.02.2005