08.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 


Aus Briefen an
die Redaktion
Gibt es überhaupt
legales Doping?
Diese Zuschrift von WB-Leser Dirk Strothmann bezieht sich auf einen Artikel am 31. August. Naturheilpraktiker Ralf Wiegand berichtet über seine Zusammenarbeit mit Radprofis aus OWL. Er setzt vor allem auf die »richtige« Ernährung, macht aber auch keinen Hehl daraus, dass die Sportler vor Wettkämpfen Infusionen oder (in kleinsten Mengen) auch Eigenblut-Zuführungen bekommen. Laut Wiegand werden nur Substanzen zugeführt, »die den Körper nicht schädigen, sondern ihn auf legale Weise stimulieren.«

Gibt es überhaupt »legales Doping«? Mag sein, dass nur sehr kleine Mengen Eigenblut verwendet werden. Aber wo ist prinzipiell der Unterschied zu Jan Ullrich & Co.? Eine Infusion vor dem Wettkampf mit dem Ziel der Steigerung des Hämatokritwertes gehört meines Wissens nach zu den verbotenen Methoden und gilt damit als Doping, so gering die Mengen auch sein mögen. Auch die geringfügige Einnahme leistungssteigernder Mittel, die nicht zur Überschreitung von Grenzwerten führt, gilt offiziell bereits als Doping - nur ist dies anhand von Tests eben nicht nachweisbar.
Auch wenn Ärzte und Heilpraktiker diese Methode bei »normalen« Patienten anwenden, bedeutet dies meiner Meinung nach keine Legimitation für Sportler zum Zwecke der Leistungssteigerung. Auch diverse Husten- und Allergiemittel werden in Krankheitsfällen verschrieben und stehen doch auf der Dopingliste.
Außerdem wird durch Anwendung solcher Methoden der Einstieg ins »harte« Doping erleichtert. Wo leistungsfördernde Infusionen und Blutmanipulationen vor dem Wettkampf angewendet werden, verschwimmen die Grenzen zum Doping immer weiter. Gerade junge Sportler verlieren den Überblick und auch das Unrechtsbewusstsein. Wo sollte man auch den Trennstrich zwischen einer erlaubten und einer verbotenen Infusion ziehen? Infusionen und Eigenblutbehandlungen haben vor Wettkämpfen im Leistungssport nichts zu suchen.

DIRK STROTHMANNLohkamp 533829 Borgholzhausen

Artikel vom 08.09.2006