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»Ich halte weiterhin zum SCP«

Sprach- und Fassungslosigkeit über Geldzahlungen an einen Paderborner Spieler

Von Bernhard Liedmann, Karl Pickhardt und Franz-Josef Herber
Paderborn (WV). Sprach- und fassungslos, Ruf nach schonungsloser Aufklärung, aber auch Treuebekenntnisse zum SC Paderborn: So reagierte gestern die heimische Sportwelt auf Nachrichten, nach denen ein Paderborner Spieler vor dem DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger Sportverein 10 000 Euro aus kroatischen Quellen für einen Sieg gegen den Erstligisten bekommen haben soll.

Schier fassungslos reagierte gestern Abend auch die Paderborner Stadtsportverbandsvorsitzende Eva Kremliczek. »Das ist sehr schändlich, was da passiert ist«, ärgerte sich die SPD-Politikerin. Sie verlangt, dass sich der SC Paderborn sofort von diesem Spieler trenne. Das alles habe mit Sport überhaupt nichts mehr zu tun, sagte Kremliczek. Die Geldannahme schade allen im Verein, die sauberen Sport böten. Deshalb müsse eine sofortige Trennung von diesem Spieler erfolgen, »damit unser Sport wieder sauber wird«.
»Ich bin fast sprachlos«, reagierte Kreissportbundvorsitzender Dr. Thomas Adloff am Abend im Skiurlaub in der Schweiz. Adloff forderte eine rigorose und schonungslose Aufklärung: »Alles andere wäre für den Paderborner Fußball fatal«. Nach der Aufklärung müssten auch Konsequenzen gezogen werden. »Wir haben ein gutes Präsidium im SC Paderborn, das sicherlich für Aufklärung sorgte«, meinte der Vorsitzende des Kreissportbundes.
Als absolut nicht strafbar bewertet Dieter Cramer, Rechtsanwalt und Aufsichtsratsmitglied des SC Paderborn, die Zahlung an den SC-Spieler. Jeder, so Cramer, könne theoretisch in die Kabine gehen und eine Erfolgsprämie aussetzen als Anschub, sich besonders viel Mühe zu geben. Natürlich sei es für den Verein nicht schön, in die Nähe eines Betruges gerückt zu werden.
»Ich halte weiterhin zum SCP«, kann die Nachricht SCP-Anhänger Christian Märkel (18) aus Salzkotten nicht erschüttern. Schließlich sei es nur ein Spieler gewesen und nicht alle. Der Fan des Paderborner Vereins und sein Vater hatten sich das Skandal-Pokalspiel angesehen. »Paderborn war klar besser«, ist der Schüler von seinem Verein überzeugt. Der Spielverlauf habe nicht unbedingt am Schiedsrichter gelegen. Die Geldannahme durch den Paderborner Spieler habe natürlich einen faden Beigeschmack. Sein Vater Wolfgang (60) hatte ebenfalls das Spiel gesehen. Wegen des regnerischen Wetters war für ihn die Berechtigung des Elfmeters nicht einzuschätzen. Durch die jüngsten Vorfälle komme natürlich ein »schleichendes Gift« in den gesamten Sport hinein.
Der Fußball verliert durch solche Skandale an Glaubwürdigkeit, bedauert auch Bernd Holtgreve (50). Fußball sei immerhin ein der Breitensport in Deutschland, durch den Schiri-Skandal habe er einen Knacks mitbekommen, der gar nicht so schnell wegzukriegen sei. Die Grundwerte des Sports seien durch diese Vorfälle nachhaltig erschüttert worden. Auch den Paderborner Vorfall findet er nicht gut.
Inzwischen frage man sich bei jedem Spiel, welcher Schiedsrichter glaubwürdig sei oder nicht, bedauert auch Matthias Schwartz (49) die jüngsten Ereignisse. Wahrscheinlich gebe es hier auch eine hohe Dunkelziffer. Eventuell sei der Sumpf sogar noch viel größer. Offensichtlich ziehe das so große Kreise, dass man dies gar nicht durchblicken könne. Auch seiner Auffassung nach steht die Glaubwürdigkeit des Fußballs auf dem Spiel.(Politik, Sport)

Artikel vom 31.01.2005