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»Der Mann ist ja noch ein Kind«

Manni Führer hält Schiris für zu jung

Altkreis (WB). Das Geständnis des in die Kritik geratenen Referees Robert Hoyzer dürfte der erste handfeste Beweis für einen Schiedsrichter-Skandal sein. Über die Wende im »Fall Hoyzer« sprach WB-Mitarbeiter Marco Purkhart mit Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Manfred Führer, der während seiner aktiven Zeit in Steinhagen zu Hause war.

Herr Führer, welche Gefühle löst das Geständnis Robert Hoyzers in Ihnen aus?Manfred Führer: Das ist unglaublich, ich bin fassungslos. Bisher kannte man diese Korruption nur aus Südamerika, wo ja sogar Schiris kaltblütig ermordet worden sind. Aber hier bei uns in Westeuropa - das ist ein Desaster.
Befürchten Sie Imageschäden für den deutschen Fußball?Manfred Führer: Natürlich! Allein bei der WM 2006 werden wir mit großem Misstrauen rechnen müssen. Doch selbst die Schiris in den Kreisligen werden bei jeder unglücklichen Entscheidung sofort mit Vorwürfen konfrontiert - dabei haben sie es schwer genug.
Sie haben von 1989 bis 1994 selber in der Bundesliga gepfiffen. Gab es schon damals solch ominöse Machenschaften?Manfred Führer: Unter den Schiedsrichtern nicht, da bin ich mir sicher. Aber seit dem hat sich viel geändert. Wir waren doch damals alle viel erfahrener.
Halten Sie die heutigen Top-Referees also für zu jung?Manfred Führer: Eigentlich ist es gut, dass der DFB Talenten mittlerweile schnellere Aufstiegschancen bietet. Nur nach diesem Fall frage ich mich, ob sich ein routinierterer Kollege auch auf dieses Spiel eingelassen hätte. Der Hoyzer ist doch mit seinen 25 Jahren noch ein Kind! Und jüngere Leute verfallen Verlockungen allgemein schneller als ältere.
Die Altersstruktur neu zu überdenken - lautet so Ihr persönlicher Lösungsvorschlag?Manfred Führer: Ich weiß es nicht. Wir tappen doch im Moment alle noch völlig im Dunkeln. Bevor man über Konsequenzen aus diesem Fall nachdenkt, sollte man ihn zunächst einmal vollständig aufklären. Ich mag gar nicht daran denken, was sich unterhalb der Spitze des Eisbergs vielleicht noch verbergen mag.

Artikel vom 29.01.2005