29.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Klaus-Peter Schillig

Haller
Aspekte

Untauglich für den Wahlkampf


Es ist das Schreckgespenst für Chefärzte und die kaufmännische Leitung gleichermaßen: die Diskussion um die möglicherweise unsichere Zukunft eines Krankenhauses. Ob Streit um die in den 80er Jahren gescheiterte Kooperation, ob Bettenabbau oder gar Schließung - die Krankenhäuser in Halle und Werther haben bereits viele Schlagzeilen negativer Art hinter sich. Und immer wirkte sich das auch auf das Image und die Patientenzahlen aus. Werther gibt es inzwischen gar nicht mehr.
Weil Gesetzgeber (Gesundheitsreform) und Krankenkassen immer wieder aufs Neue an der Kostenschraube drehen und die Träger vor Ort, in diesem Fall die Kommunen Halle, Steinhagen und Versmold, tiefer in die Tasche greifen müssen, um die Defizite auszugleichen, kehrt natürlich nie Ruhe ein in den Fluren von Chirurgie, Gynäkologie oder Innerer Abteilung. Die Mitarbeiter - ob Ärzte oder Pflegepersonal - sind verunsichert, auch die Patienten warten schon fast mit schlechtem Gewissen auf ihre Heilung. Schließlich bringt jeder Tag, den sie länger liegen als theoretisch nötig und an dem sie vielleicht eine über das Soll hinausgehende Behandlung bekommen, der Klinik rote Zahlen ein.
Und jetzt auch noch die ständige Diskussion um die angestrebte Fusion der vier Krankenhäuser Halle, Versmold, Gütersloh und Rheda. Da kommen plötzlich halbherzige und unüberlegte Vorschläge aus dem zuständigen Düsseldorfer Gesundheitsministerium, werden dann achselzuckend wieder zurückgezogen. Von Halle aus muss man fast den Eindruck haben, dass das Problem jetzt wieder in einer Schublade verschwunden ist. Aussitzen durch Aushungern? Oder vielleicht Wahlkampftaktik?
Zurzeit hat die CDU beste Karten, den Verantwortlichen und damit dem politischen Gegner auf die Finger zu klopfen und - etwas übertrieben - die Massen im Kampf für das Krankenhaus hinter sich zu bringen. Schließlich ist der Wahlkampf für die Landtagswahl im Mai schon voll entbrannt. Hebt sich Düsseldorf eine Entscheidung vielleicht auf, um kurz vor der Wahl mit einem positiven Bescheid noch einmal Punkte zu machen im Wettstreit um die Wählergunst? Durchaus vorstellbar, weil das nichts Neues wäre. Den Krankenhäusern vor Ort, dem Vertrauen in ärztliche Leistung und gute Pflege, aber würde damit ein Bärendienst erwiesen. Das Gerangel hat jetzt lange genug gedauert. Eine Entscheidung muss her, eine positive, die den Erhalt der kleinen Häuser sichert. Denn die stehen für ortsnahe Versorgung und schnelle Hilfe im Notfall. Als Wahlkampfthema taugen sie gar nicht.

Artikel vom 29.01.2005