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Realschüler erlernen
soziale Kompetenz

Teamgeist und Verantwortung werden trainiert

Gütersloh (gpr). »Wie soll das denn funktionieren? Die Decke ist doch viel zu klein für uns alle.« Ratlosigkeit macht sich breit bei den 26 Schülern der Städtischen Freiherr-vom-Stein-Realschule angesichts der Aufgabe, der sie sich im Bürgerzentrum Lukas in Blankenhagen gegenüber sehen. Statt Mathe, Englisch, Deutsch stehen soziale Kompetenzen auf dem Stundenplan der Achtklässler.

»Die sind genauso wichtig wie das fachliche Wissen«, so die Ansicht von Sozialpädagogin Angelika Prizebilla. Ein dickes Seil liegt doppelreihig im Kreis auf dem Boden und fungiert als See. In die Mitte legt Sozialpädagogin Caterina Pastore eine Decke, gerade mal groß genug, um einen Körper ab Bauchnabel zu bedecken. »Das ist eine Insel«, beginnt sie die Aufgabe zu erklären, »und ihr seid ein Expertenteam, das dort forschen soll. »Allerdings dürft ihr den See nicht ÝbetretenÜ, da dort Piranhas hausen.«
Zehn Minuten Zeit gibt es für die Beratung, 20, um so viele wie möglich auf die Insel zu schaffen. Schnell scheint eine Lösung gefunden. Die ersten Tatkräftigen versammeln sich um einen Baum und knoten gemeinsam das dicke Seil in einiger Höhe um den zwei Meter dicken Stamm. Zeitgleich machen sich die anderen Experten mit dem anderen Ende auf zum gegenüber liegenden Baum. »Ihr müsst mehr nachgeben,« schallt es da über die Wiese. Das Seil will nicht passen.
Einige packen die Leine in der Mitte und spannen sie, derweil stattet eine andere Gruppe die vermeintlich Leichteste mit Klettergurt und Karabinerhaken aus. Rücklings wird sie mit vereinten Kräften in die Höhe gewuchtet und am Seil befestigt, danach schiebt sie sich mit Starthilfe bis zur Insel vor. Geschafft! Auf diese Weise gelangen zwei weitere Leichtgewichte auf die Decke, dann werden die Arme der Helfer müde und das Seil schlaff.
Noch neun Minuten, jetzt wird es hektisch. Doch freiwillig will sich keiner mehr in den Klettergurt schnallen lassen. Noch acht Minuten. Endlich schlingt eine Schülerin Arme und Beine um das Seil und bewegt sich mit Hilfe ihrer Mitschüler in Richtung Insel. Ihr Erfolg steckt an und schließlich haben es mit Ablauf der Zeit zehn Schüler auf die Decke geschafft.
»Teamfähigkeit, Verantwortung und gegenseitiger Respekt sind die Kompetenzen, auf die es hier und im Leben ankommt«, so Prizebilla. Neben Sozialpädagogen soll die Ausbildung von Scouts an der Freiherr-vom-Stein Schule und der Hauptschule Nord als Pilotprojekt für die dauerhafte Integration der Erlebnispädagogik in den Schulalltag sorgen.

Artikel vom 31.01.2005