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Jana schaute den »Schupos« auf die Finger

Wittekindlerin von Praktikum begeistert

Von Lukas Zerbst
und Annika Nagel
Lübbecke (WB). Was sie vorher nur aus dem Fernsehen kannte, durfte sie jetzt real erleben: Eine Vorführung beim Haftrichter gehörte zu den spannendsten Erlebnissen von Jana Hagemeyer (17 Jahre), die bei der Polizeiinspektion Lübbecke ein dreiwöchigiges Berufspraktikum absolvierte.

»Jemand, dem eine Straftat zur Last gelegt wird, wurde befragt und konnte sich zu der Sache äußern, musste es aber nicht. Anschließend mussten alle den Raum verlassen, damit der Richter sein Urteil fällen konnte«, erklärt die Gymnasiastin. Bei einer Vorführung beim Haftrichter geht es aber nur darum, ob der Angeklagte bis zur eigentlichen Verhandlung in Untersuchungshaft muss oder nicht. Mehr durfte sie allerdings nicht erzählen, da sie auch als Praktikantin unter Schweigepflicht steht, über die sie schon beim ersten Informationsgespräch aufgeklärt wurde.
Schon vor zwei Jahren war der Schülerin des Wittekind-Gymnasiums klar, dass sie ihr dreiwöchiges Betriebspraktikum bei der Polizei verbringen wollte. »Die Arbeit der Polizei habe ich mir schon immer spannend vorgestellt, und meine Erwartungen haben sich mehr als erfüllt. Ich habe hier schon viel erlebt.« Und für so ein besonderes Praktikum muss man sich auch entsprechend früh bewerben. Doch es lohnt sich: »Hier ist es nie langweilig«, sagt die 17-Jährige in einem Gespräch mit der LÜBBECKER KREISZEITUNG. »Gerade in der ersten Woche war ich viel unterwegs, da war es schwer, einen Termin mit dem Lehrer zu vereinbaren.« Dieser kommt einmal im Laufe des Praktikums vorbei, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Die gesamte elfte Stufe des Wittekind-Gymnasiums führt derzeit Praktika in den verschiedensten Betrieben durch. Die meisten innerhalb Lübbeckes, so wie Jana, manche aber sogar außerhalb.
In den drei Wochen lernt sie die verschiedensten Bereiche, unter anderem die Arbeit eines Kriminalkommissars oder die eines Verkehrspolizisten, kennen und darf zu Einsätzen mitfahren und den Beamten über die Schulter schauen. Und bei verschiedenen Vernehmungen durfte sie auch schon zuhören. Auch bei einer Hausdurchsuchung war sie schon dabei. Es sei allerdings nicht erlaubt, sie zu Fällen, die gefährlich werden könnten, oder zu Unfällen, »wo man noch nicht weiß, was einen erwartet«, mitzunehmen. »Klar, die Polizisten tragen die Verantwortung für mich.« Trotzdem sei es immer spannend.
Bei der Fahrradkontrolle an der Hauptschule am Wiehenweg vor einigen Tagen (wir berichteten am 19. Januar) hatte sie auch schon ihre Hilfe leisten können. Sitzt sie sonst normalerweise um 8 Uhr morgens in der Schule, so stand sie vergangenen Dienstag im Dunkeln draußen vor der Hauptschule und konnte den Polizisten bei der Arbeit zusehen. Diese kontrollierten die Fahrräder auf Verkehrssicherheit. Dann wurden die Personalien der Besitzer von Fahrrädern mit Mängeln aufgenommen. Dabei konnte Jana helfen. »Es mussten so viele Namen aufgenommen werden, dass wir gar nicht mehr nachgekommen sind.«
Die interessante Praktikumsstelle hat sie einem Bekannten, der ebenfalls bei der Polizei tätig ist, zu verdanken. »Er erzählte mir vor etwa zwei Jahren von seinem Beruf. Ich war begeistert und fragte ihn, ob er sich nicht nach einem Praktikumsplatz erkundigen könne.«
Am besten hat der 17-Jährigen die Arbeit der Kripo gefallen. In der dritten Woche lernte sie dann den Wachdienst kennen. Und der führte sie in Begleitung eines Polizisten kreuz und quer durch die Lübbecker Innenstadt - »bürgernahe Polizei ist schon wichtig«, findet Jana. Mit der Wahl ihres Praktikums ist Jana Hagemeyer jedenfalls rundherum zufrieden und meint abschließend: »Ich könnte mir vorstellen, diesen Beruf vielleicht auch weiterhin auszuüben.«
l PS: Die Autoren dieser Reportage haben ebenfalls ein Berufspraktikum absolviert - drei Wochen lang lernten sie den Arbeitsalltag in der Lokalredaktion der LÜBBECKER KREISZEITUNG kennen.

Artikel vom 29.01.2005