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Dem Fluss freien Lauf lassen

Amt für Agrarordnung will bis zu 25 Hektar Land an der Diemel kaufen

Von Jürgen Vahle
Warburg (WB). Im Rahmen einer Informationsveranstaltung hat das Warburger Amt für Agrarordnung jetzt die Anlieger der Diemelauen über die geplante Renaturierung des Gebietes informiert.

Auf einer Länge von 11,5 Kilometern von der Fußgängerbrücke Angertwete flussabwärts bis nach Liebenau sollen die Uferbereiche in den kommenden Jahrzehnten naturnah gestaltet werden. Dazu sollen in den nächsten sechs Jahren 23 bis 25 Hektar Acker- und Weideland vom Amt für Agrarordnung erworben werden. Etwa 30 Grundstückseigentümer sind betroffen, die ihre Parzellen an der Diemel gegen andere Flächen tauschen oder sie verkaufen sollen. 20 Grundstücksbesitzer informierten sich in der vergangenen Woche über die Planungen des Amtes für Agrarordnung.
80 Prozent der Kosten für den Flächenankauf übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen. Die restliche Summe muss der Diemelwasserverband aufbringen, der dann auch Eigentümer des Gebietes ist.
Befinden sich die Flächen erst einmal im Besitz des Verbandes, soll ein Streifen von 15 bis 20 Metern rechts und links des Flusses in Zukunft gänzlich unberührt bleiben. Ackerbau und Weidehaltung werden untersagt. Im Laufe der Jahrzehnte sollen sich dort nach Informationen von Hermann Kröger, Agrar-Ingenieur beim Amt für Agrarordnung, für Flüsse natürliche Gehölze wie Erlen, Weiden und Eschen ansiedeln.
Das Amt für Agrarordnung muss aber auch aufgrund der Parzellengrößen Flächen erwerben, die über den 20-Meter-Korridor entlang des Flusses hinausgehen. Diese sollen gegen einen kleinen Obolus verpachtet werden. Die Nutzer müssen dann allerdings gewährleisten, dass dort nur eine extensive Grünlandnutzung ohne Dünge- und Spritzmittel betrieben wird. Außerdem sei es denkbar, dass dort in den kommenden Jahrzehnten so genannte Auwälder entstehen, berichtete Hermann Kröger.
Sind die nötigen Grundstücke erst einmal im Besitz des Diemelwasserverbandes, soll der Fluss die Möglichkeit erhalten, sich seinen natürlichen Weg auch außerhalb des heutigen Bettes zu suchen. Dies sei Hochwasserschutz vor allem für die Anrainer weiter flussabwärts. Die Hochwasserspitzen könnten auf den Überschwemmungsflächen abgefangen werden. Zudem könne sich dort ein Biotop aufbauen - unter anderem durch die Tatsache, dass angeschwemmtes Totholz nicht mehr vom Ufer entfernt wird, berichtet Hermann Köhler. Der Uferbereich soll dann nur noch von angeschwemmtem Müll wie Plastikflaschen gereinigt werden.

Artikel vom 29.01.2005