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»Hartz IV« gut angelaufen

Neue Abteilung im Rathaus hat die Arbeit aufgenommen

Von Elke Hänel
Verl (WB). »Hartz IV« - über kaum ein anderes Thema wurde in den vergangenen Monaten so viel und so skeptisch diskutiert wie über die Einführung der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Jetzt ist »Hartz IV« da - und in der eigens gegründeten Abteilung im Verler Rathaus läuft bislang alles reibungslos.

Vier Mitarbeiter sind für die Bearbeitung zuständig: Ferdinand Ortjohann, Jörg Epmann und Annika Janzen, die bislang alle im Sozialamt tätig waren, sowie Susanne Lükewille, die von der Bundesagentur für Arbeit dazu gestoßen ist. Die rund 300 Akten all der Verler, die zuletzt Arbeitslosenhilfe bekamen und für die bislang das Arbeitsamt in Gütersloh zuständig war, haben die »Hartz IV«-Beauftragten Anfang Januar abgeholt und in die eigens dafür angeschafften Regale im Rathaus eingeordnet. Hinzu kommen nun Anträge »auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes« von Verlern, die bisher über das Sozialamt Sozialhilfe bezogen haben.
Zurzeit hat das »Hartz IV«-Quartett 416 Fälle in der Bearbeitung sowie 26 Ablehnungen und 15 Widerspruchsverfahren. Dass ein Antragsteller seinen Frust über »Hartz IV« an den Mitarbeitern ausgelassen habe, sei erst einmal vorgekommen. Manche freuten sich auch über das neue Gesetz, da sie jetzt mehr Geld bekämen. Aber: »Das kann sich noch ändern, denn die Leistungen wurden nur befristet für drei Monate bewilligt, bis geprüft ist, ob die Kosten für die Wohnung im Rahmen liegen«, macht Ortjohann deutlich.
Ebenso wie Jörg Epmann ist Ortjohann als so genannter Fallmanager tätig, während die beiden Damen »Wirtschaftshelferinnen« sind und sich im Wesentlichen um die Anträge kümmern. Sie geben auch die Daten an die zentrale Bearbeitungsstelle in Nürnberg weiter, die dann die Bescheide verschickt. Vielfach helfen Janzen und Lükewille beim Ausfüllen des 16-seitigen Formulars, in das persönliche Daten, Angaben über Einkommens- und Vermögensverhältnisse und anderes eingetragen werden müssen. Im Lauf der Zeit solle das Formular aber noch komprimiert werden, weiß Ortjohann.
Mit dem eigentlichen Fallmanagement haben er und sein Kollege noch nicht begonnen. Denn bis die ersten Arbeitslosengeld II-Empfänger in Ein-Euro-Jobs oder andere Programme vermittelt werden können, wird es wohl noch bis Anfang oder Mitte Februar dauern. Im Moment steht die erforderliche Software auch noch gar nicht zur Verfügung. Neu ist die Vermittlungstätigkeit für die beiden Mitarbeiter nicht: Auch im Verler Sozialamt wurden in den vergangenen Jahren schon engagiert und erfolgreich Sozialhilfeempfänger in Arbeit gebracht. Bei »Hartz IV« sollen die Fallmanager im Rathaus die erste Stufe der Vermittlung abdecken: »Wir erarbeiten ein grobes Persönlichkeitsprofil und schauen zum Beispiel, was kann der Betreffende und was hat er vor der Arbeitslosigkeit gemacht. Und wir klären ab, ob es Probleme wie etwa Alkoholsucht gibt, die einer Tätigkeit im Wege stehen«, erläutert Ortjohann. Für die weitere Vermittlungstätigkeit sind drei überörtliche Jobcenter im Kreis zuständig.
Die vier Mitarbeiter der »Hartz IV«-Abteilung arbeiten zwar in Räumen des Rathauses, gehören aber zur »GT-Aktiv«. Personal- und Sachkosten werden der Gemeinde erstattet. Die personellen Lücken im Sozialamt seien übrigens durch interne Rotation aufgefangen worden, sagt Bürgermeister Paul Hermreck. Die neue Abteilung wird in Kürze noch einen eigenen Eingang bekommen: Dazu soll die Rathaus-Tür zur Paderborner Straße wieder geöffnet werden.

Artikel vom 28.01.2005