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Paderborn nur
Bauern-Filiale?

Brakel soll Kammer-Hauptsitz werden

Von Karl Pickhardt
Kreis Paderborn (WV). Paderborn verliert möglicherweise den Hauptsitz als Landwirtschaftskammer und soll spätestens Mitte 2006 nur noch zu einer Außenstelle der neuen Hauptzentrale in Brakel werden. Das hat jetzt der Hauptausschuss der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen beschlossen. Landwirte im Kreis Paderborn sind über diese Entscheidung nicht glücklich. Sie hoffen auf Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn, die gegen eine Zentralisierung ist.

Spätestens im übernächsten Jahr werden die heutigen Kammer-Kreisstellen Paderborn, Lippe und Höxter zu einer Verwaltungseinheit »Ostwestfalen-Süd« mit Hauptsitz in Brakel zusammengefasst, wenn es nach dem Willen des Hauptausschusses geht. Während Paderborn immerhin noch eine Nebenstelle verbliebe, soll die Geschäftsstelle in Lage (13 Mitarbeiter) vollends geschlossen werden.
Die neue Zentrale in Brakel wird vom Leitenden Direktor Dr. Walter Frede (60) von der Nebenstelle in Paderborn aus geleitet. Frede tritt zum 30. April 2007 in den Ruhestand: Dann dürfte Dr. Josef Lammers (53), der heute Fredes Stellvertreter mit Sitz in Brakel ist, Favorit für die Nachfolge sein.
Die Herabstufung zur Nebenstelle hat unter den 32 Mitarbeitern in der Kammer-Geschäftsstelle in Paderborn für erhebliche Unruhe gesorgt. Sie bangen um ihren Arbeitsplatz und sorgen sich um lange Anfahrtswege nach Brakel. Laut einer Pressemitteilung der Landwirtschaftskammer sollen Außenstellen nur noch vier Mitarbeiter beschäftigen. In der Geschäftsstelle im lippischen Lage, die vor der vollständigen Auflösung steht, arbeiten 13 Beschäftigte. In Brakel stehen 30 Mitarbeiter auf der Lohnliste der Landwirtschaftskammer.
Den Ausschlag für eine Zentrale in Brakel gab trotz seiner Randlage offenbar das große kammereigene Gebäude im Kreis Höxter. In Paderborn besitzt die landwirtschaftliche Organisation lediglich ein kleineres Gebäude in der Bleichstraße. Die Kammer hat in Paderborn zudem Räume in der ehemaligen Landwirtschaftsschule vom Kreis Paderborn angemietet. Diese Mieträume dürften sicherlich zur Disposition stehen.
Im Paderborner Land regt sich allerdings Widerstand gegen eine Zusammenlegung mit Brakel: »Wir kämpfen für den Standort Paderborn«, sagte gestern Kreislandwirt Johannes Giesguth. Paderborn sei mit seiner zentralen Lage eindeutig der bessere Standort, zumal in der Nachbarschaft auch das Gregor-Mendel-Berufskolleg angesiedelt sei, das für das gesamte Hochstift in landwirtschaftlichen Berufen ausbildet. Landrat Manfred Müller habe den Landwirten in Paderborn weiterhin günstige Mietkondidtionen unterbreitet.
Kreislandwirt Giesguth, der in einem Schreiben an Kammerpräsident Karl Meise die Proteste der Paderborner Landwirtschaft formuliert, setzt jetzt auf Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn: Die Landesregierung besoldet die Mitarbeiter in den Kammer-Dienststellen. Höhn hat sich für eine Zusammenlegung der beiden Kammern Bonn und Münster ausgesprochen, empfiehlt auf unterer Ebene jedoch eine dezentrale Struktur.
Die geplante Zusammenlegung der Kreisstellen zu einer zentralen Einheit hat ihre Wurzeln auch auch im andauernden Höfesterben. Die neue Zentraleinheit betreut künftig von Brakel am Bohlenweg aus im südlichen Ostwestfalen 5900 Betriebe im Haupt- und Nebenerwerb, darunter den Löwenanteil mit 2400 im Kreis Paderborn. Im Kreis Höxter existieren etwa 2050, im Kreis Lippe 1450 Bauernhöfe. Als Bauernhöfe im Haupterwerb reduziert sich die Gesamtzahl auf 2200, darunter 800 im Kreis Paderborn, 800 im Kreis Höxter und 600 im Kreis Lippe.

Artikel vom 27.01.2005