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Elf bleibt Elf -
da helfen keine Pillen

Die närrische Zahl spielt auch bei Prinz Dieter I. eine große Rolle

Von Ralf Brakemeier
Heimliche Hauptstadt des Karnevals in OWL. Im Mittelalter galt sie als Zahl der Maßlosigkeit und der Sünde, weil sie die erste Nummer nach den zehn Geboten war, heute dagegen steht sie für die Gleichheit aller Narren in der Karnevalszeit: Die Elf!

Auch für Prinz Dieter I. spielt die Schnapszahl eine ganz besondere Rolle. Als Neunjähriger kam der gebürtige Detmolder und ehemalige Blomberger in die Emmerstadt. Zwei Jahre später, mit »11« nahm er das erste Mal am Schulkarneval teil. Vom närrischen Virus gepackt spielte seit dieser Zeit der Karneval in Dieter Hoffmeisters Leben eine wichtig Rolle. Die nächsten närrischen Daten ergaben sich also quasi von ganz alleine: Mit 22 baute der jetzige Prinz erstmals an einem Prunkwagen für den Umzug an Rosenmontag mit, mit 33 tat er erstmals kund, eines Tages einmal Prinz aller Steinheimer Narren werden zu wollen. Heute, Dieter I. Hoffmeister, Prinz der Steinheimer Karnevalsgesellschaft zählt 44 Lenze, ist der Wunsch in Erfüllung gegangen. Nach dem großen Prinzenspiel kam er unter dem magischen Bettlaken, leicht verschwitzt aber gut gelaunt hervor und trägt nun fortan das Narrenzepter in der Hand und die Prinzenkette um den Hals.
Man darf gespannt sein, welche herausragenden Ereignisse sich der Familienvater für die kommenden närrischen Jubiläen aufgespart hat.
Zwischen Tradition
und Mythologie
Es gibt eine Reihe von Zahlen, denen vonseiten der Religion eine besondere symbolische Bedeutung beigemessen wird. Die 11 gilt dabei als Zahl der Maßlosigkeit, der Sünde, als teuflische Zahl. Sie überschreitet nicht nur das, was anhand der zehn Finger menschlicher Hände, sondern auch in der Zahl der gottgegebenen »Zehn Gebote« fassbar ist. Der Bezug zur Fastnacht als einem Fest, bei dem es ausgelassen und nicht immer gerade sehr christlich zugeht, ist insofern leicht herzustellen. Darüber hinaus ist die 11 auch eine »Schnapszahl«, die als solche Symbolzahl der Narren sein kann. Bei der Wiederbelebung des rheinischen Karnevals Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die 11 als Zahl interpretiert, die die Gleichheit aller Menschen unter der Narrenkappe versinnbildlicht, sozusagen eins neben eins. Dahinter steht der Anfangsbuchstabe E des Schlagwortes ƒgalité (Gleichheit), der zusammen mit den Anfangsbuchstaben der beiden anderen Parolen der Französischen Revolution, L für Liberté (Freiheit) und F für Fraternité (Brüderlichkeit), das Zahlwort ELF ergibt.

Die Tatsache, dass die Fastnachtssaison am 11.11. eröffnet wird, hängt möglicherweise auch mit einem 40-Tage-Rhythmus zusammen, der im Jahreslauf zwischen bestimmten Festen regelmäßig auftritt. Vom 11. November, an dem auch St. Martin gefeiert wird, sind es genau 40 Tage bis zum Winteranfang, der zeitlich fast mit Weihnachten zusammenfällt. Am 11. November begann früher das 40-tägige Weihnachtsfasten. Von Weihnachten an sind es wiederum 40 Tage bis zum Festtag Maria Lichtmess (2. Februar), der zugleich im Kalender der frühest mögliche Termin für den Fastnachtsdienstag ist, den Vortag der Fastenzeit. Noch einmal trennen Fastnacht 40 Tage von Ostern, dem wiederum 40 Tage später Christi Himmelfahrt folgt. Nach einer anderen Deutung ist der 11.11. der Tag, an dem in früheren Zeiten die landwirtschaftlichen Betriebe ihre Arbeit bis zum Frühjahr einstellten. Knechte und Mägde bekamen an diesem Tag ihren Lohn ausgezahlt und feierten mit dem Geld ein ausgelassenes Fest.

Artikel vom 04.02.2005