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Für Steuerflüchtlinge wird
es am 1. April 2005 ernst

Finanzamt Wiedenbrück legt positive Zahlen vor

Rheda-Wiedenbrück (dibo). Die Zahlen zeigen eine »positive Grundtendenz«, doch auf dem Arbeitsmarkt spiegeln sie sich noch nicht wider: Das Finanzamt Wiedenbrück registrierte im vergangenen Jahr ein gegenüber 2003 um 22,2 Millionen Euro gestiegenes Steueraufkommen.

Insgesamt, so hieß es bei der Vorstellung des umfangreichen Zahlenwerks, habe die Behörde 517,7 Millionen Euro eingenommen. Was, so Vorsteher Detlef von Jouanne, um so bemerkenswerter sei vor dem Hintergrund, dass im gesamten Bereich der Oberfinanzdirektion Münster eine eher rückläufige Entwicklung verzeichnet werde. Für Geschäftsstellenleiterin Dagmar Steffen zeige die Entwicklung »die Stärke des Wirtschaftsstandortes Kreis Gütersloh«.
Die Einnahmen aus der Körperschaftssteuer stiegen sogar um 44,66 Prozent auf 56,3 Millionen Euro (was allerdings dem »normalen Maß« vor der Steuerreform entspricht), das Plus bei der Umsatzsteuer (4,27 Prozent auf 194,4 Millionen Euro) weise »auf eine verstärkte wirtschaftliche Aktivität der Unternehmen hin«. Auch bei der veranlagten Einkommenssteuer ging die Kurve nach oben: Plus 12,9 Prozent auf 34,8 Millionen Euro. Enthalten sind darin auch die Einnahmen aus den Erklärungen von Steuerflüchtlingen, die sich über das Strafbefreiungserklärungsgesetz (STABEG) in letzte Sekunde in die Legalität gerettet haben. 50 Fälle (1,8 Millionen Euro) waren es 2004, seit dem 1. Januar dieses Jahres werden die verschleierten Einnahmen allerdings nicht mehr mit 25, sondern mit 35 Prozent versteuert. Und am 1. April, mit Inkrafttreten des Steueränderungsgesetzes, ist Schluss mit Lustig. Bei gegebenem Anlass kann die Behörde über das Bundesamt für Finanzen sämtliche Kontoverbindungen eines »Kunden« nachhalten. Von einem »gläsernen Steuerzahler« könne aber keine Rede sein, sagte Rainer Kuhlmann, Hauptsachgebietsleiter Einkommensteuer, gestern.
Das Minus von gut fünf Prozent (10,6 Millionen Euro) beim Lohnsteueraufkommen habe vor allem drei Ursachen: Stellenabbau, Kürzung oder Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld und weniger Überstunden. Ungebrochen sei indes die Tendenz zu Unternehmensneugründungen (2003: 963; 2004: 661 Betriebe). Dabei handele es sich in erster Linie um gewerbliche Kleinstbetriebe (481), denen auch die Ich-AGs zugeordnet werden. Und die Freude an den eigenen vier Wänden zeigt sich an der Tatsache, dass 2004 insgesamt 1200 Anträge auf Eigenheimzulage genehmigt wurden. In den ersten sechs Wochen 2005 waren es bereits 300.
Das Finanzamt in Wiedenbrück betreut mit seinen 220 Mitarbeitern (davon 19 Auszubildende) im Bereich Schloß Holte-Stukenbrock, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg, Verl, Herzebrock-Clarholz und Langenberg 10 604 Gewerbe-, 1120 freiberufliche und 2591 land- und forstwirtschaftliche Betriebe.

Artikel vom 28.01.2005