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Martinschüler lernen beim »Paffen«

Berufliche Orientierung bei der ASH - Beobachter erstellen Stärkenprofil

Von Meike Oblau
Rietberg/Gütersloh (WB). »Die beruflichen Chancen für unsere Schüler tendieren leider oftmals gen null«, weiß Hans Osterhoff, Schulleiter der Rietberger Martinschule für Lernbehinderte und Erziehungshilfe. Um ihren Schülern eine realistischere Einschätzung ihrer Chancen zu ermöglichen, meldete die Martinschule einen Teil ihrer Jugendlichen beim so genannten PAF-Projekt an.

PAF steht für »Potenzial, Analyse und Förderung« und wird gefördert durch die EU, das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, die Bundesanstalt für Arbeit und den Kreis Gütersloh. Betreut wird das Projekt von Andree Grote in den Räumlichkeiten der Arbeitslosen-Selbsthilfe in der Westfälischen Klinik.
»Das PAF ist eine Art Assessment-Center für berufliche Orientierung«, schildert Grote, »teilnehmen können ausbildungsunschlüssige oder unmotivierte Schülerinnen und Schüler der letzten und vorletzten Pflichtschuljahres an Haupt-, Sonder- und Gesamtschulen.«
In der vergangenen Woche besuchten zwölf Martinschüler den PAF-Durchgang, der sich über sechs Tage erstreckt. Seit 2002 läuft dieses Projekt erfolgreich im Kreis Gütersloh, in diesem Sommer soll allerdings Schluss sein. Bedauerlich, wie auch Hans Osterhoff meint: »Die Resonanz unserer Schüler war sehr gut. Im PAF-Projekt geht es auch viel um die so genannten Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Mit diesen Tugenden können auch unsere Schüler sehr viel wett machen - das ist manchmal wichtiger, als wenn sie noch drei weitere Wörter richtig schreiben können.«
Durch die Teilnahme am PAF-Projekt lernen die Schüler ihre ganz persönlichen Stärken und Schwächen kennen. Sie absolvieren Übungen aus verschiedenen Berufsbereichen, die sich an den Anforderungen des ersten Lehrjahres orientieren. Zu den Aufgaben gehört zum Beispiel das Binden eines Blumenstraußes im Bereich Floristik, eine Übung aus dem Berufsfeld des Tischlers, Aufgaben aus dem Bereich Pflegeberufe und ein Training aus dem Berufsfeld Verkauf.
In all diesen Situationen werden die Schüler von so genannten Assessoren genau beobachtet, die alle Stärken und Schwächen registrieren. Dabei geht es nicht nur darum, wie die Schüler die jeweilige Aufgabe handwerklich meistern, beobachtet wird beispielsweise auch, mit welcher Konzentration, Sorgfalt und Ausdauer die Schüler an die Aufgabe herangehen. Die Assessoren erstellen abschließend ein Stärkenprofil, das mit den Teilnehmern ausführlich besprochen wird. »Natürlich können wir nicht jede unrealistische Vorstellung geradebiegen«, weiß Andree Grote. Vielen Schülern aber helfe die Erfahrung innerhalb des PAF-Projektes. »Sie finden eine neue Motivation, wenn sie merken, was sie können«, hat auch Schulleiter Hans Osterhoff beobachtet.

Artikel vom 27.01.2005