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Von der Salzeule zum Salzstreuer

»Salzgefäße gestern und heute«: Ausstellung in Bad Salzuflen

Herford/Bad Salzuflen (HK). Salz ist ein faszinierendes Mineral. Heute ist es ein alltäglicher, allgegenwärtiger Speisezusatz, eines der billigsten Nahrungsmittel, das für wenige Cent zu kaufen ist. Historisch betrachtet allerdings ist das Kochsalz, das Natriumchlorid, einer der ältesten Wegbegleiter der Menschheitsentwicklung, allgegenwärtig in allen Kulturkreisen, begehrt, benötigt und oft umkämpft.

Mit der Geschichte Bad Salzuflens ist Salz aufs Engste verknüpft, das zeigt schon der Name der Stadt. Grund genug für das Stadt- und Bädermuseum, diesem Mineral seine erste Sonderausstellung im neu geschaffenen Aktions- und Wechselausstellungsbereich zu widmen.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts galt Salz als kostbares Mineral, es war eines der wichtigsten Handelsgüter Europas. Sein Wert als Gewürz und vor allem als Konservierungsmittel ist kaum zu überschätzen. Als Verbrauchsgut ist das Salz der früheren Zeit vergangen, aber die Herstellung, die Lagerung, der Transport und insbesondere die Präsentation des Salzes auf der Tafel haben im Lauf der Geschichte eine immense Vielfalt von Salzbehältern und -gefäßen hervorgebracht. Diese kennen zu lernen, ist das Ziel der Ausstellung.
Unterstützt durch Leihgaben bedeutender Sammlungen und Museen zeigt das Museum die spannende Vielfalt der Dimensionen, die in der Kultur und der Geschichte des Salzes stecken.
Ein Hauptteil der Ausstellung widmet sich dem Salzkasten, einem wichtigen Aufbewahrungsgefäß der früheren Küche. Im bäuerlichen wie im städtischen Haushalt dominierte in Westfalen und Lippe das Kochen am offenen Herdfeuer. Am Sägehal hing der eiserne Kessel, Eintopfgerichte waren gängige Speise. Das Salz musste am Herd schnell greifbar sein. Außerdem war hier der trockenste Ort im ganzen Haus - dort verklumpte das Salz nicht. Daher wurde Salz in hölzernen Kästen aufbewahrt, die neben dem Herdfeuer hingen oder standen. Auch war Salz das universelle Konservierungsmittel der Vormoderne. Der Salzkasten war also ein unverzichtbarer Bestandteil der westfälischen, der lippischen Küche
Die größte Bandbreite an Ausstellungsstücken bietet die Abteilung zum Salzgfefäß der Gegenwart, seinen aktuellen Formen und kuriosen Erscheinungsformen, die manches Mal zum Schmunzeln verleiten, vom Prozellangemüse und dem Politikerfigürchen bis zum Keramikkamel, dessen Höcker Pfeffer und Salz präsentieren. Umfangreich ist auch die Auswahl an Salznäpfen und -schälchen, vorwiegend aus Pressglas, aus denen man prisenweise Salz entnehmen konnte.
Auf der anderen Seite wird aber auch das noble, das gehobene Salzgefäß gezeigt, und die Rolle beleuchtet, die gerade Salzgefäße als Repräsentationsobjekte auf den Fürstentafeln der Renaissance und des Barocks einnahmen. Ein Pärchen kostbarer vergoldeter Silbernäpfchen des 16. Jahrhunderts sind ein Highlight der Ausstellung. Schließlich muss noch die Abteilung »Salz in der Welt« erwähnt werden, die vor allem hervorhebt, welchen Stellenwert Salz in allen menschlichen Kulturen hatte und hat. Salztaschen oder Salzmörser werfen einen ganz eigenen Blick auf das Phänomen »Salzgefäß«.
Die Ausstellung wird bis Ende März 2005 im Museum in der Langen Straße 41 in Bad Salzuflen zu sehen sein.

Artikel vom 31.01.2005