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Oelsmeier will Investoren entscheiden lassen

Bürgermeister stellt der Ortsunion Einzelhandelsgutachten und Himmelreich-Vorschläge vor

Von Silvia Scheideler
Delbrück (WV). Kritischen Fragen musste sich Dienstagabend Bürgermeister Robert Oelsmeier stellen, als er das neue Einzelhandelsgutachten in den Reihen der CDU-Ortsunion Delbrück im Appell Krug vorstellte. Die Empfehlung des Planungsbüros Junker und Kruse, im Himmelreich einen bis zu 2500 Quadratmeter großen Verbrauchermarkt entstehen zu lassen, stieß nicht bei allen auf Begeisterung.

Oelsmeier betonte, dass er kein Verfechter eines solchen Marktes sei. »Wenn der Bebauungsplan geändert wird, ist es die Entscheidung der Investoren und die der Grundstücksbesitzer, welche Branche sich im Himmelreich ansiedelt - nicht meine. Eine Stadt kann nicht bauen«, betonte er. Das Thema »Himmelreich« ist ein uraltes Thema in Delbrück, die Idee, dort eine Entlastungsstraße für die Lange Straße durchzuführen, ist genauso alt. »Den Zustand so zu belassen, ist nicht sonderlich hilfreich«, urteilte der Verwaltungschef.
Die zur Zeit vorgesehene Wohnbebauung bedeute teure innenstadtnahe Bauplätze. Die Zukunft eines solchen Himmelreichs verglich Oelsmeier mit der Gegenwart der Siedlung »Zollbrett«. »Mit der zweiten Variante, einen Stadtpark zu verwirklichen, könnte ich persönlich gut leben. Dann müsste die Stadt aber den Eigentümern Flächen zu Innenstadt-Baulandpreisen abkaufen. Wir sind zwar eine der wenigen Städte in Nordrhein-Westfalen ohne Schulden. Klamm sind wir mittlerweile aber auch«, so Oelsmeier. Als dritte Variante favorisierte er, das Himmelreich im Bebauungsplan als Kerngebiet auszuweisen. Das bedeutet, dass dort Geschäfte, Büros, Praxen, kleine Handwerksbetriebe und nach Maßgabe des Bebauungsplanes auch Wohnen möglich ist. »Wenn wir das Kerngebiet minimieren, kann sich dort maximal ein Verbrauchermarkt mit 2500 Quadratmetern ansiedeln«, erklärte der Bürgermeister. »Die Stadt plant dort keinen großflächigen Einzelhandel«, betonte er wiederholt. So ein Markt könne sich dort ansiedeln, aber auch viele kleine Geschäfte.Verständnis zeigte der Bürgermeister sowohl für die Ängste der Delbrücker Einzelhändler als auch für die Anwohner der angedachten Entlastungsstraße. Den Sorgen, dass ein solcher Markt die Delbrücker Einzelhändler in die Knie zwingen könnte, entgegnete Oelsmeier damit, dass die Stadt die Einzelhändler langfristig nicht vor Konkurrenz schützen könne. Er gab zu Bedenken, dass Delbrück sich auch im Wettbewerb mit anderen Städten behaupten müsse. »Und ein solcher Verbrauchermarkt ist ja hauptsächlich Konkurrent von Aldi, Lidl und Co.«
Als seine Kernziele bezeichnete Robert Oelsmeier, zumindestens Teilflächen als Kerngebiet auszuweisen und eine in beide Richtungen durchgehende Entlastungsstraße durch das Himmelreich zu führen. Damit möchte Oelsmeier der Empfehlung des Gutachtens nachkommen, keinen weiteren Standort außerhalb des Kernbereichs zu öffnen und den Kernbereich zu verdichten.
Dass die Stadt nur die Rahmenbedingungen für eine Entwicklung schaffen könne, betonte auch Ferdi Westerhorstmann, Vorsitzender der Ortsunion: »Die letztendliche Entscheidung wird den Investoren überlassen.« Westerhorstmann bezeichnete das Himmelreich als einzige Chance, die Delbrücker Geschäftsbebauung zu erweitern. Das Planungsbüro hatte die Bebauung des Himmelreichs als »Luxusproblem« bezeichnet: Nur wenige Städte sind in der Situation, eine solche Freifläche inmitten der Innenstadt zu haben.
Das Einzelhandelsgutachten ist noch nicht komplett, es fehlt noch die sogenannte »Delbrücker Liste«. Sie sagt aus, welche Produkte innenstadtrelevant sind oder nicht. Sie wird voraussichtlich bei der nächsten Bauausschuss-Sitzung am 3. März vorgestellt. »Die ÝDelbrücker ListeÜ zeigt, welche Branchen in Delbrücks Innenstadt Magnetwirkung haben können«, sagte Heinz Drüke, Leiter des Stadtplanungsamtes, auf Anfrage des WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATTes. Der Bauausschuss wird dem Stadtrat einen Vorschlag für die Änderung des Flächennutzungsplanes machen. »Der Rat beschließt am 10. März über unsere Empfehlung«, so Drüke.

Artikel vom 27.01.2005