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RTTC kämpft um Alles oder Nichts

Tischtennis: Hilferuf vor dem Schlüsselspiel - Interview mit Vorsitzendem Brand

Von Ingo Notz
Rahden (WB). Die Lage ist ernst. Ernst, aber keinesfalls hoffnungslos. Tischtennis-Verbandsligist TTC Rahden steht vor dem Spiel der Spiele. Samstag, 18.30 Uhr, beginnt in der Grundschulturnhalle der Auestadt das wohl wichtigste Match der RTTC-Vereinsgeschichte der vergangenen fünf und wohl auch der kommenden Jahre. RTTC-Vorsitzender Manfred Brand bittet im WESTFALEN-BLATT-Interview daher auch alle Rahdener Sportfreunde über die Tischtennis-Grenzen hinaus um Unterstützung: »Die Zuschauer könnten im Verbandsliga-Spitzenspiel den Ausschlag geben!« Vor dem Spitzenspiel in der Herren-Verbandsliga gegen Tura Elsen sprach WB-Sportredakteur Ingo Notz mit dem Vorsitzenden des TTC Rahden über die Bedeutung der Begegnung für das klassenhöchste Tischtennis-Team des Kreises.
Spitzenspieler Wasja Lampe ist vor dem Rückspiel fit. Kann der RTTC ihn auch im Falle eines Nichtaufstiegs halten?
Die Lage der Liga ist klar. Zweiter gegen Erster -Êes ist ein kleines Endspiel. Herr Brand, mit welchen Gefühlen sehen Sie dem Match am Samstag gegen Tura Elsen entgegen ? Manfred Brand: Natürlich ist dieses Spiel schon etwas Besonderes. Sollten wir es verlieren, ist der Traum vom direkten Aufstieg in die Oberliga für dieses Jahr wohl endgültig ausgeträumt. Der Aufstieg wäre für unsere jungen Spieler aber sehr wichtig, um sie auch im nächsten Jahr optimal zu fordern. Gewinnen wir, ist noch alles offen, wobei wir einen kleinen Vorteil hätten, da wir dann bei Punktgleichheit den besseren direkten Vergleich gegenüber den Elsenern hätten. Da nach dem Elsen-Match aber noch acht weitere Spiele ausstehen, wäre es zu früh, dann schon von Meistertitel und Aufstieg zu reden: ein kleiner Ausrutscher - und alles wäre wieder dahin.

Wie sieht denn Ihr Tipp für das Spitzenspiel aus ?Manfred Brand: Tippen kann man viel, mehr als Spekulationen sind das aber nicht. Die Mannschaften sind meiner Meinung nach absolut gleichwertig, kein einziges der maximal 16 Spiele lässt sich auch nur annähernd sicher vorhersagen. Es wird auf die Tagesform ankommen, auf die Nervenstärke und nicht zuletzt ist die Unterstützung durch die Fans gefragt, denn für beide Mannschaften geht es um sehr viel. Natürlich gibt es einige Aspekte, die für uns sprechen: Wir haben das Heimrecht und hoffen auf eine tolle Kulisse mit vielen Zuschauern, die unsere Mannschaft unterstützen. Im Hinspiel in Elsen war unser Spitzenspieler Wasja Lampe nach sechs Wochen Verletzungspause ohne jedes Training und Wettkampfpraxis ins Spiel gegangen und hatte erwartungsgemäß kein Spiel gewinnen können. Trotzdem spielten wir 8:8 und hatten bei einer 8:5-Führung die große Chance, das Spiel zu gewinnen. In eigener Halle mit einem fitten Wasja Lampe ist ein Sieg sicherlich viel wahrscheinlicher.
Andererseits decken sich die Stärken der Elsener fast komplett mit unseren Stärken. Die Elsener haben genau wie wir ein sehr starkes oberes Paarkreuz, in dem mit Torsten Spitznagel der Spieler mit der zweitbesten Hinrundenbilanz (15:2) der Liga steht. Viel wird deshalb vom Ausgang der vier Spiele im oberen Paarkreuz abhängen. Wenn Wasja Lampe und Tobias Jürgens hier dagegenhalten können, sieht es sehr wahrscheinlich gut aus. Entscheidend könnte aber auch sein, dass alle Elsener Spieler alte Hasen sind, die deutlich mehr Erfahrung haben als unsere Youngster.

Aber sind die Youngster nicht gerade die Stärke des RTTC, da sie in ihrer jugendlichen Unbekümmertheit ohne größeren Respekt frei aufspielen ? Manfred Brand: Natürlich sind die jungen Spieler unser großer Trumpf, alle vier haben in der bisherigen Saison gezeigt, dass sie ein Riesenpotenzial haben, das deutlich über die Verbandsliga hinausgeht. In so einem Schlüsselspiel könnte es aber auch sein, dass die fehlende Erfahrung sich negativ bemerkbar macht. Man kann mit jugendlicher Unbekümmertheit auch schnell böse unter die Räder kommen. Ich glaube, dass viel vom Spielverlauf abhängen wird. Wenn es uns gelingt, einen guten Start hinzulegen, liegen die besseren Karten wahrscheinlich auf unserer Seite, weil die Jungen dann ins Rollen kommen. Laufen wir von Anfang an einem Rückstand hinterher, sieht es eher schlecht aus.
Wichtig wird aber auch sein, ob es unseren Routiniers Michael Meier, Henning Vogelsang und natürlich auch unserem Trainer René Klose gelingt, die jungen Spieler in diesem wichtigen Spiel zu führen, sie zu unterstützen und heiß zu machen, ohne dass sie verkrampfen.

Schauen wir mal über das Spiel hinaus. Hat der Ausgang der Meisterschaft für den RTTC Schicksalscharakter ? Muss man den Weggang der jungen Spieler befürchten, wenn der Aufstieg erneut verfehlt wird ? Manfred Brand: Die Gefahr, dass die jungen Spieler gehen, besteht immer, selbst wenn wir den Aufstieg schaffen. Die vier jungen Spieler stehen mit Sicherheit auf der Wunschliste vieler Vereine. Da ist auch damit zu rechnen, dass schon ansehnliche Geldbeträge geboten werden. Da können und wollen wir nicht mithalten. Wir setzen auf den »Teamspirit«, der sich in den letzten Jahren zwischen den jungen und älteren Spielern entwickelt hat.
Wenn wir aufsteigen, ist die Gefahr von Abgängen sicherlich sehr gering, da die Chemie in der Mannschaft zur Zeit einfach stimmt und man das Abenteuer Oberliga mit Sicherheit gemeinsam angehen möchte. Verpassen wir den Aufstieg, wäre zumindest für Wasja Lampe und Tobias Jürgens ein Vereinswechsel sehr verführerisch, denn beide haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie in der Verbandsliga nicht mehr optimal gefordert sind. Andererseits sind beide sehr stark in den TTC Rahden integriert, Tobias spielt von Anfang an in Rahden, hat fast seinen gesamten Freundeskreis bei uns. Wasja ist inzwischen auch schon im sechsten Jahr bei uns und fühlt sich, wie alle anderen, bei uns sehr wohl. Mit René Klose haben wir zudem einen Trainer, der mit seinen Fähigkeiten noch einiges bewirken kann, auch wenn man ein Jahr unter seinen Möglichkeiten spielt.
Ich habe mich mit Beiden bereits eingehend unterhalten und habe die Hoffnung, dass sich beide Spieler zu ihren sportlichen Wurzeln bekennen. Ich habe noch sehr gut die Szenen nach den Westdeutschen Schülermeisterschaften vor zwei Jahren in Rahden in Erinnerung, als die RTTC-Mitglieder Tobias Jürgens nach seinem Endspielerfolg auf den Schultern durch die Halle getragen haben. Das hat mich und alle anderen Mitglieder damals tief berührt, weil einer von uns diesen Erfolg hatte. Ich bin mir eigentlich sicher, dass Tobias und Wasja sich ähnlich an den Verein gebunden fühlen. Andererseits hätte wohl jeder Verständnis, wenn die Beiden aus sportlichen Gründen schweren Herzens gehen würden. Wenn talentierte junge Spieler nicht danach streben würden, möglichst hoch zu spielen, wäre auch etwas nicht in Ordnung.
Ich hoffe aber natürlich, dass wir den direkten Aufstieg schaffen. Dann gäbe es wohl keine Diskussionen, wie es weitergeht.

Wenn man nicht direkt aufsteigt, hat man als Vizemeister noch die Chance über eine Aufstiegsrunde in die Oberliga zu kommen. Wie groß sind die Aussichten, auf diesem Weg aufzusteigen ?Manfred Brand: Um in die Aufstiegsrunde zu kommen, müssten wir zunächst die Vizemeisterschaft erringen. Wenn wir gegen Elsen verlieren, haben wir noch einen Punkt Vorsprung vor Walstedde und vier vor Lippstadt. Da wir gegen beide Teams noch spielen müssen, ist der zweite Tabellenplatz alles andere als sicher, vor allem weil eine Niederlage gegen Elsen sicherlich deutlich am Selbstvertrauen der Spieler nagen würde. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Walstedder durch einen sehr starken Spieler zur Rückserie verstärkt haben.
Wenn wir trotzdem Zweiter würden, stände uns mit der Aufstiegsrunde eine ganz harte Bewährungsprobe ins Haus, denn nur eine von sechs Teilnahme berechtigten Mannschaften steigt über die Aufstiegsrunde sicher auf.
Sollten in den oberen Spielklassen zusätzlich Mannschaften zurückziehen, würden weitere Plätze in der Oberliga frei. Die Aussichten, auf diesem Wege aufzusteigen, sind aber sicherlich nicht besonders gut, da erfahrungsgemäß aus dem Ruhrgebiet sehr starke Mannschaften zu erwarten sind. Wir würden aber natürlich alles versuchen, um diese letzte Chance zu nutzen.

Noch einmal zurück zum Spitzenspiel gegen Elsen. Gibt es, bzw. gab es eine besondere Vorbereitung auf dieses Spiel ?Manfred Brand: René Klose trainiert mit der Mannschaft bereits seit dem Sommer sehr konzentriert, was sich insbesondere bei den jüngeren Spielern sehr positiv bemerkbar macht. Trotzdem haben die Spieler vor diesem Spiel besonders intensiv trainiert. Man darf aber auch nicht überdrehen, sonst fehlt am Samstag die nötige Frische und Fitness.
Was am Wochenende besonders wichtig ist, ist die Unterstützung der Mannschaft von möglichst vielen Fans. Ich möchte alle Rahdener Sportinteressierten bitten, am Samstag um 18.30 Uhr in die Rahdener Grundschulhalle zu kommen und unsere Mannschaft anzufeuern. Ich bin mir sicher, dass diejenigen, die in die Halle kommen, es nicht bereuen werden: Spannung und hochklassiger Sport sind garantiert!
Der Eintritt ist übrigens frei und für das leibliche Wohl während und nach dem Spiel ist natürlich auch bestens gesorgt.

Artikel vom 27.01.2005