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»Vize« Leifels
trauert nicht

Seestaller entthront PSC-Ass

Mülheim/Paderborn (en). In der Stunde der Niederlage legte Stefan Leifels meisterliche Fairness an den Tag. »Hansi hat sehr gut gespielt und verdient gewonnen«, lobte der entthronte Titelverteidiger den neuen Deutschen Einzel-Meister Hansi Seestaller vom Schängel Squash-Club Koblenz. Leifels hätte sein Los-Pech als Entschuldigung anführen, sich ebenso über den schlechten Final-Referee beschweren können, doch davon sah der 31-jährige »Paderborner Sportler des Jahres« ab.
Unbestritten allerdings ist, dass dem Ex-Titelträger in der entscheidenden Phase des Endspiels vor allem eines fehlte: die Kraft. Davon hatte das Ass aus den Reihen des Paderborner Squash Club in den vier Partien zuvor reichlich lassen müssen. Angefangen mit dem Spiel gegen Lokalmatador Oliver Pettke (3:1) in Runde drei, bekam es Leifels in Mülheim ausschließlich mit Gegnern der hochkarätigen Sorte zu tun. Vor allem Deutschlands Nachwuchs-Garde hatte es auf den Routinier abgesehen. Im Achtelfinale lieferte der 16-jährige Wormser Jens Schoor große Gegenwehr, im Viertelfinale das 17-jährige Top-Talent Simon Rösner (SC Lengfeld). Turnierentscheidend indes dürfte die Vorschlussrunden-Partie gegen den Stuttgarter Patrick Gässler (20) gewesen sein. »Das war eines der hochklassigsten Spiele, das sich zwei deutsche Herren seit vielen Jahren geliefert haben. Gässler war so heiß, der kann durch keine Dopingprobe gekommen sein«, zeigte sich Augenzeuge und PSC-Präsident Andreas Preising komplett beeindruckt. Stolze 82 Minuten benötigte der Paderborner schließlich, um den mit glänzenden Schlägen nie geizenden Schwaben mit 3:1 zu bezwingen. »Das war ein Halbfinale mit Haken und Ösen. Patrick hat groß aufgespielt und mich voll gefordert«, lobte Sieger Stefan Leifels den talentierten Twen. Vollen Einsatz in seinem ersten DM-Halbfinale zeigte auch PSC-Kollege Lars Osthoff, doch letztlich verbrauchte Seestaller weitaus weniger Kalorien, um mit einem 3:1-Sieg ins Finale einzuziehen. »Gemessen an seinem Trainingsaufwand hat Lars das Optimum herausgeholt«, wollte Club-Chef Andreas Preising auch Osthoffs Vorstellung angemessen gewürdigt wissen.
Im Osthoff-losen Finale dauerte allein der erste Durchgang eine halbe Stunde. Den verlor Leifels mit 9:10, um nach zwei weiteren Durchgängen (9:4 und 9:1) doch wieder dicht vor dem zweiten Einzel-Titel zu stehen. In den Sätzen Nummer vier und fünf jedoch spielte Seestaller, die Nummer zwei der nationalen Rangliste, die konditionellen Vorteile aus und gewann mit 9:2 und 9:3. »Trotz der Endspiel-Niederlage habe ich ein Super-Turnier gespielt. Es gibt keinen Grund, zu trauern oder sich zu ärgern. Ich muss in diesem Jahr eben mit dem zweiten Platz zufrieden sein«, nahm Leifels das finale 2:3 mit Fassung. Neben dem Vize-Titel gab es noch »Mitleid« von Präsident Preising: »Ich weiß, wie sehr Stefan auf diese Meisterschaft fixiert war. Es wäre die verdiente Krönung einer ganz starken Saison gewesen, aber beim Paderborner Squash Club wird auch ein zweiter Platz gebührend gefeiert.«

Artikel vom 31.01.2005