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»Zweitwohnung« im Wartehäuschen

Jahreshauptversammlung des Bürgerbus-Vereins: Böhme im Amt des Vorsitzenden bestätigt

Werther (dh). 2 230 Stunden war der Bürgerbus im vergangenen Jahr im Einsatz. Wäre stattdessen ein Linienbus auf Werthers Straßen unterwegs gewesen, hätte das bis zu 75 000 Euro gekostet. Dank des ehrenamtlichen Engagements der 24 Fahrer bleiben der Stadt Ausgaben in der Höhe erspart. Dickes Lob gab es für diese Leistung bei der Jahreshauptversammlung von allen Seiten.

»Eine Steigerung der Fahrgäste um 60 Prozent - auf solche Zahlen bin ich richtig neidisch«, musste Bürgermeisterin Marion Weike zugeben. »Da kann ich bei meinem städtischen Haushalt leider nicht mithalten.« Der Bürgerbus sei in Werther inzwischen eine Institution, die nicht mehr wegzudenken ist. Weike warb dennoch dafür, als passives Mitglied in den Bürgerbus-Verein einzutreten. Für nur 30 Euro im Jahr könne man in Werther eine tolle Einrichtung unterstützen, betonte sie.
Komplimente gab es auch von Stefan Kamender von der Busverkehr Ostwestfalen (BVO), der »Mutter« des Bürgerbus-Vereins. Besonders das unfallfreie Fahren hob der Geschäftsbereichsleiter hervor. Die positiven Geschäftszahlen des Vereins kommentierte Kamender nicht ganz neidfrei: »Da machen Sie uns etwas vor«, erklärte er. »Der Bürgerbus ist die Ergänzung zu den Mutterlinien mit Herz, Sinn und Verstand. Das was uns fehlt, ist Bürgernähe.«
In seinem Jahresbericht erinnerte erster Vorsitzender Hans-Werner Böhme nicht nur an die Einweihung des Buswartehäuschen »Stadtmitte«, sondern begrüßte auch eine neue Fahrerin: Birgit Düker ergänzt das Team seit vergangenem Jahr. Sie hat einen Taxi-Führerschein und konnte somit sofort eingesetzt werden.
Dass Mitglieder und Fahrer mit ihrem Bürgerbus-Verein rundum zufrieden sind, zeigte auch die Vorstandswahl: Turnusgemäß war das Amt des ersten Vorsitzenden zu vergeben. Einstimmig sprachen sich die Anwesenden für den bisherigen Vorsitzenden Hans-Werner Böhme aus. Mit dem Satz »Ich kann mir keinen besseren Vorsitzenden vorstellen«, sprach Stellvertreter Ulrich Wefing wohl zahlreichen Mitgliedern aus dem Herzen. Auch Klaus Ruthmann wurde in seinem Amt als Schriftführer bestätigt.
Dass der Begriff »Bürgernähe« nicht aus der Luft gegriffen ist, hat der Verein 2004 gleich mit mehreren Veränderungen unter Beweis gestellt: So fährt der Bürgerbus seit Weihnachten in den Ferien donnerstags ab Häger bereits um 7.52 Uhr, damit die Fahrgäste auch dann früh genug zum Arzt kommen, wenn keine Schulbusse fahren. Theenhausener Schüler, die aus Halle kommen, können den Bürgerbus per Handy anrufen, damit er auf sie wartet.
Keine Jahreshauptversammlung ohne Willi Roses Blick in die Bilderkiste: Neben den Fotos waren es vor allem die humorvollen Untertitel, die der »Gelegenheitsfahrer« den Aufnahmen vom Bürgerbus-Alltag und vom Sommer-Teichfest der Fahrer verpasst hatte. Wer weiß schließlich schon, dass das neue Haltehäuschen »Stadtmitte« Hans-Werner Böhmes heimliche Zweitwohnung ist oder dass Ulrich Wefing, der zuständig für die Fahrereinteilung ist, den Beinamen »Boxen-Stopp-Manager« trägt?

Artikel vom 26.01.2005