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Aus Briefen an die Redaktion

HSV war reell
nicht zu besiegen
Zum Schiedsrichter-Skandal im Zusammenhang mit dem DFB-Pokalspiel SC Paderborn 07 - Hamburger SV (4:2) und zu den WV-Artikeln »Hoyzer war nicht in der Kabine« (24. Januar) und »FC St. Pauli greift SCP an« (25. Januar) äußert sich dieser Leser.
In den genannten Artikeln verweisen SCP-Trainer Pavel Dotchev und Geschäftsführer Michael Born darauf, dass einzig die jeweiligen Leistungen der Mannschaften des SC Paderborn 07 und des Hamburger SV für das Ergebnis des Pokalspiels am 21. August 2004 verantwortlich gewesen seien. Dabei beurteilt Herr Born gegnerische Spieler in einzelnen Spielszenen und äußert sich in teilweise beleidigender Wortwahl (»Auf dem Platz herumgestolpert«). Davon abgesehen, dass er damit die Leistung der eigenen Mannschaft schmälert, erscheint der Stil eines derartigen Verhaltens fragwürdig. Zweifelhaft ist übrigens auch Borns Gesamteinschätzung des Pokalspiels, besonders seit dem Bekanntwerden der Umstände um Schiedsrichter Hoyzer. Es stellt sich die Frage, ob die folgende Sichtweise nicht sehr viel einsichtiger erscheint:
Bei der Partie im August handelte es sich nicht um die klassische Pokalkonstellation, bei der der Außenseiter seine Chance aus einer eventuell nachlässigen Einstellung des Favoriten bezieht. Der SCP war gut in die Saison gestartet und befand sich bereits damals auf dem Weg in die 2. Liga, demgegenüber reiste der HSV mit zwei Auftaktniederlagen an. Dass das Pokalspiel zum Schlüsselspiel für die Hamburger wurde, führte zunächst zu einer hochkonzentrierten Anfangsphase, in der sie den Klassenunterschied deutlich machten. Dieses galt insbesondere für HSV-Stürmer Emile Mpenza, der die SCP-Abwehr vor große Probleme stellte. In der ersten halben Stunde fielen nicht nur die beiden Hamburger Führungstore, sondern den Gästen wurde darüber hinaus nach einem klaren Foul an Mpenza der fällige Elfmeter verweigert. In der 35. Minute ereignete sich mit dem im Gegensatz dazu völlig unangebrachten Strafstoßpfiff für den SCP die Szene, die im Anschluss an das Spiel von beiden Trainern als Spiel entscheidend angesehen wurde. In unmittelbarer Folge erhielt Mpenza die rote Karte, der HSV agierte von nun an verunsichert. Jeder Besucher des Pokalspiels muss wohl feststellen, dass wenig dafür spricht, dass das Spiel den dann folgenden Verlauf genommen hätte, wenn der Schiedsrichter an jenem Tag nicht der inzwischen unter dringendem Betrugsverdacht stehende Robert Hoyzer gewesen wäre.
Im Bewusstsein ganz Fußball-Deutschlands ist seit Tagen verankert, was für den Verfasser dieser Zeilen zu keinem Zeitpunkt fraglich war, und dem sollte auch Paderborn sich nicht länger verschließen: Der SCP hat spektakuläre Pokalauftritte geliefert, Duisburg aus dem Wettbewerb geworfen und gegen Freiburg lange Zeit sehr gut mitgehalten, aber den Hamburger SV hätte er unter reellen Bedingungen nicht besiegen können - nicht im August 2004 und wohl auch in absehbarer Zukunft nicht.

CLAUDIUS HILDMANN
Poststraße 13
33175 Bad Lippspringe

Artikel vom 27.01.2005