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Komödie
und Drama

Hauptmann von Köpenick


Rheda-Wiedenbrück (WB). Mythos Uniform, deutscher Untertanengeist, der äußere Schein - manche Mechanismen funktionieren immer noch ähnlich wie zu Kaisers Zeiten. Diese Gedanken verfolgte Christoph Zapatka, als er die Inszenierung des »Hauptmann von Köpenick« für das Landestheater Castrop-Rauxel vorbereitete.
Die Tragikomödie ist das Meisterwerk von Carl Zuckmayer, ironisch-hintergründig hat er die Handlung angelegt und hat mehr zu erzählen als von prächtigen Uniformen, Kaiserverehrung und preußischer Ordnungsliebe. Den Beweis will das junge Ensemble am Mittwoch und Donnerstag, 9. und 10. Februar, in der Theaterreihe A antreten.
Der äußere Schein wird ja auch heute noch wirkungsvoll eingesetzt - und ebenso macht es Schuster Wilhelm Voigt. Bei dem Versuch, einen ordentlichen Pass für eine ehrliche Arbeit zu erhalten, scheitert er kläglich an der Bürokratie. Also nutzt er die Wirkung einer alten Hauptmanns-Uniform und führt damit eine ganze Stadt an der Nase herum. Wilhelm Voigt ist zweifellos ein Anarchist.
Die Eulenspiegelei führt zu vielen komischen Szenen. Aber nicht nur deshalb gehört die Komödie zu Carl Zuckmayers berühmtesten Werken. Dahinter steckt ein Drama, der Zweifel an der rechten Ordnung und der Staatsautorität wird gesät.
Die Menschen werden immer noch vom Drang zur Selbstinszenierung und vom Statusdenken angetrieben. Carl Zuckmayers »deutsches Märchen«, entstanden 1930, kann ein überraschend zeitgemäßes Bild der Gesellschaft abliefern. Man darf gespannt sein, wie Regisseur Christoph Zapatka, der schon an Theatern in Berlin, Frankfurt und Hamburg gearbeitet hat, den Stoff auf der Bühne des Ratsgymnasiums umsetzen wird.
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Artikel vom 26.01.2005