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Schule erlebt
bedeutenden Tag

Stadt fördert Ganztagsbetrieb kräftig

Von Gerold Brinkmann
Herford (HK). Aus Montag, 24. Januar 2005, haben Politiker aller Fraktionen gestern einen bedeutenden Tag für den Schulstandort Herford gemacht. Sie beschlossen, für den Ausbau des offenen Ganztagsangebotes in den Grundschulen rund 18 Millionen Euro bereit zu stellen und jeden Schüler im Ganztagsbetrieb künftig mit 1 500 Euro pro Jahr zu fördern.

Die Stadt wird allein 9,2 Millionen Euro aufbringen, um die elf Grundschulen baulich aufzurüsten. Die andere Hälfte der Investition hat der Bund über das Land an die Stadt gereicht. Herford wird damit nach den Worten von Bürgermeister Bruno Wollbrink beim Ganztag zum Vorbild in NRW.
Alle Ratsfraktionen aus den drei Fachausschüssen für schule, Jugendhilfe und Sport unterstützten in der Aula des Friedrichs-Gymnasiums das ehrgeizige Vorhaben, dessen Bauprogramm spätestens 2006 abgeschlossen sein soll. Dann ist Herford Modell für andere Kommunen, wie Professor Winfried Buddensiek von der Gesamthochschule Paderborn schon heute meint. Buddensiek ist maßgeblich am Umbaukonzept beteiligt. Weg von den konventionellen Klassenräumen mit sechszeiligen Stuhl- und Tischreihen hin zu einem integrativen Konzept, das den Klassenraum auch als Wohnraum begreift. Schüler haben einzeln und in der Gruppe mehr Platz, Schul- und Sozialpädagogik greifen ineinander.
Ein Vorbild ist Schweden, das eine Herforder Delegation aus Mitgliedern von Verwaltung und Schulpolitik bereiste. Ausdrücklich lobte Buddensiek die Zusammenarbeit zwischen den Verwaltungsabteilungen, den Schulen und Schulaufsichtsbehörden.
640 Grundschüler nehmen bereits das Angebot des Ganztags an, die Verwaltung rechnet damit, dass es bei einer Gesamtschülerzahl von knapp 3 000 in 2007 schon 1 900 Schüler sein werden. Damit wäre die Landesvorgabe einer Quote von 66 Prozent erfüllt. Ob das zu erreichen ist, zweifelten gestern nur die Grünen an. Dass bei Nichterreichen Mittel zurückgezahlt werden müsste, wollte Heinz Kriete, Dezernent bei der Bezirksregierung, nicht bestreiten, doch zeigte er sich überzeugt davon, dass die Stadt mit ihrem qualitativ hochwertigen Angebot Schüler wie Eltern überzeugen werde.
Natürlich läuft die Arbeit derzeit noch nicht rund. Es hakt und knirscht im Alltag. Mal fehlen eine Reinigungskraft oder der Hausmeister, schwierige Schüler bereiten auch am Nachmittag Probleme, Eltern lassen sich nicht immer im sachlich gebotenen Umfang einbinden.
Schließlich werden die Ausgaben nicht durch die Einnahmen gedeckt. Darum will die Stadt jährlich pro Kind 1500 Euro bereit stellen, derzeit sind es 1 230 Euro. Jede Gruppe kostet künftig 37 500 Euro; der städtische Anteil steigt in der Endausbaustufe auf 500 000 Euro pro Jahr. Auf Nachfrage von Wolfgang Rußkamp (CDU) räumte Abteilungsleiter Rainer Schweppe ein, dass geringfügige Veränderungen bei den Baukosten nicht auszuschließen seien.
Dass unter dem Strich schöne Klassenzimmer allein auch nicht ausreichen, sondern die Schulen mit genügend Lehrern ausgestattet sein müssen, merkte eine Zuhörerin am Schluss der Debatte zu Recht an.

Artikel vom 25.01.2005