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»Reisende nicht aufhalten«

Heroinsüchtiges Paar aus Dagestan will zurück

Enger (EA). Ein Ehepaar aus der Kaukasusrepublik Dagestan machte es dem Jugendschöffengericht schwer, nicht nur wegen der beiden kleinen Kinder auf der Anklagebank und im Saal.

Schon die Feststellung der Personalien gestaltete sich schwierig: Bislang hatten die abgelehnten Asylbewerber, die vor zwei Jahren ohne Papiere eingereist waren, falsche Namen angegeben. Auch sein Alter korrigierte der heroinsüchtige Familienvater um acht Jahre nach oben. So wurde der 27-Jährige zu zwei Jahren Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt und bleibt im Gefängnis, wo er schon ein Vierteljahr U-Haft verbüßt hat. Die 19-jährige Ehefrau wurde zu einem Jahr mit Bewährung verurteilt.
Inzwischen möchte die Familie zurück in die Heimat, zumal die Mutter der Ehefrau schwer krank ist. »Reisende soll man nicht aufhalten«, so Verteidiger Michael Bagnucki. Ein besonderes Problem ist aber die Beschaffung der Papiere für die beiden im März 2003 und 2004 in Deutschland geborenen Kinder. Die Straftaten, die den Heroinkonsum des Mannes finanzieren sollten, lösten allgemeines Kopfschütteln aus: Von August bis Oktober 2003 kaufte das Paar in 72 Fällen mit ihren EC-Karten Waren im Gesamtwert von mehr als 9 100 Euro im Lastschriftverfahren ein. Natürlich wiesen beide Konten keine Deckung auf. »Wieso bekommen solche Leute überhaupt problemlos Bankkarten?« fragte nicht nur der Staatsanwalt. Ladendiebstähle vervollständigten die lange Liste der Anklagen.

Artikel vom 22.01.2005