22.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»So etwas macht der nicht«

TSG-Sportfreunde über Festnahme von Thorsten A. schockiert

Von Wolfgang Wotke
Harsewinkel (WB). Thorsten A. soll bei seiner Festnahme am Düsseldorfer Flughafen gelassen reagiert haben: »Ich weiß Bescheid.« Das bestätigte am Freitag Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann dem WESTFALEN-BLATT. Der 34-jährige Geschäftsführer eines Entsorgungsunternehmens in Harsewinkel soll, so der Vorwurf, mehr als sieben Millionen Euro an Steuern hinterzogen haben (wir berichteten). Er sitzt zurzeit noch in Düsseldorf in Untersuchungshaft.

Auf die Schliche sei man dem Familienvater (Ehefrau und zwei Kinder) durch Ermittlungen gegen andere Personen des Schrotthandels gekommen. »Es gibt mehrere Anzeigen und Strafverfahren in dieser Branche«, sagte Klaus Pollmann. So soll der Beschuldigte ein Jahr lang Rechnungen erstellt haben, ohne dass diesen Dokumenten Lieferungen entgegenstünden. Pollmann: »Er hat den Vorsteuerabzug dieser zahlreichen Scheinrechnungen benutzt.« Die Steuerfahndung hatte nicht nur seine Geschäftsräume an der Dr. Brenner-Straße in Harsewinkel durchsucht, sondern auch sein Privathaus am Birkenweg. Der Betrieb läuft ganz normal weiter.
Thorsten A. ist ein großer Fußballfan. Er kickte als Verteidiger bei der Spielvereinigung Versmold (1993/94), dann bei der TSG Harsewinkel. In dieser Saison wurde er sogar von TSG-Trainer Wolfgang Grübel für die Landesliga reaktiviert, um mit seinen Teamkameraden den Klassenerhalt doch noch zu schaffen. Außerdem engagierte er sich nicht nur auf dem grünen Rasen, sondern auch als großzügiger Sponsor des Vereins. So soll der 34-Jährige das Clubheim am Moddenbach mitfinanziert haben. Er gilt übrigens als bester Freund des Ex-Schalker-Fußballprofis Jörg Böhme, der vor wenigen Tagen zu Borussia Mönchengladbach wechselte.
Gestern zeigten sich Mitglieder und Freunde bei der TSG über die Festnahme von A. regelrecht überrascht und schockiert: »Wir können uns das eigentlich gar nicht vorstellen. Er ist doch so ein lieber Typ und fürsorglicher Vater. So etwas macht der nicht.«
Thorsten A. hatte das Unternehmen vor einigen Jahren von seinem Schwiegervater übernommen. Kurios: auch der war in die Mühlen der Justiz geraten und wurde sogar wegen Betruges angeklagt und rechtskräftig verurteilt. Damals soll eine Waage für Edelmetalle manipuliert worden sein.
Die Harsewinkeler Firma ist in der Branche etabliert. Sie ist ein modernes Entsorgungsunternehmen für Schrotte und Metalle aller Art im Münsterland und in Nordrhein-Westfalen. Ein weiterer Leistungsschwerpunkt liegt im Bereich Abbruch, Industriedemontage, fachgerechte Demontage von Tankanlagen sowie Asbestbeseitigung. Dort arbeiten etwa 30 Mitarbeiter. Zu den namhaften Kunden zählen Daimler Chrysler, Claas Harsewinkel oder die bekannte Firme Reiling in Marienfeld. Das Betriebsgelände an der Dr. Brenner-Straße umfasst 14 600 Quadratmeter. NRW

Artikel vom 22.01.2005