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»Die Höhen und Tiefen
gehören einfach dazu«

Trainer Jochen Quarg ist viel herum gekommen

Von Mario Lüke (Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Sport ist mein Leben« heißt die Serie, in der das WESTFALEN-BLATT Sportlerinnen und Sportler dieser Stadt vorstellt, die in ihren Vereinen Besonderes leisten oder geleistet haben. In der 13. Folge geht es um Jochen Quarg, derzeitiger A-Junioren-Trainer bei Schwarz-Weiß Sende.

Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland: Beckenbauer, Vogts, Overath und Co. holen zum zweiten Mal in der Geschichte den begehrtesten Titel überhaupt. Es folgt eine Euphoriewelle im Land des Weltmeisters - auch in Schloß Holte-Stukenbrock, bei Jochen Quarg: Als der damals achtjährige zu jenem Ereignis von seinem Vater Fußballschuhe geschenkt bekam, lief er dem runden Leder fast pausenlos im eigenen Garten hinterher und ließ sich prompt in der Jugendabteilung des VfB Schloß Holte anmelden.
»Als kleiner Junge hatte ich mich einmal verletzt und weinte fürchterlich. Mein Vater drohte mir, meine neuen Schuhe wegzuschmeißen, schließlich müsse man im Fußball hart, aber fair sein. Seither ist dies auch mein Motto«, erzählt Jochen Quarg, der in seiner kompletten Laufbahn erst dreimal des Feldes verwiesen wurde. Der heute 39-Jährige erinnert sich gerne an seine aktive Zeit beim Verein an der Oerlinghauser Straße zurück. Als Rechtsfüßer agierte er als Jugendlicher wie auch später im Seniorenbereich unter Reinhard Schröter auf der linken Seite. »Meine Stärke war es, mir den Ball aus vollem Lauf auf den starken Fuß zu legen und dann aus der Position der hängenden Spitze abzuziehen«, erzählt Quarg, der später auch noch kurze Zeit bei SW Marienfeld an das Leder trat. Der Mitarbeiter der Firma JOFO hätte nach Absprache mit Hannes Scholz sogar bei der Amateurmannschaft des DSC Arminia Bielefeld mittrainieren können, entschied sich aber für die Kumpels in der Heimat. »Es war ein großer Fehler, das ganze nicht durchzuziehen. Ich hätte es mir zugetraut«, sagt Jochen Quarg.
Höhen und Tiefen hat der Fußballbegeisterte als Sportler wirklich genug erlebt. Vor allem Verletzungen warfen Jochen Quarg wieder und wieder zurück. »Nach einer Leistenverletzung mit 18 Jahren rieten mir die Ärzte, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Jeder kann sich wohl vorstellen, wie man sich als gerade Erwachsener dann fühlt«, erzählt er. Nach drei Operationen in drei Jahren und einem weiteren Problem mit der Kniescheibe war für ihn dann endgültig Schluss mit Kicken.
Fortan konzentrierte sich Jochen Quarg voll und ganz auf seine Karriere als Übungsleiter. »Es ist eine riesige Umstellung, auf einmal für eine komplette Mannschaft zuständig zu sein«, erklärt Quarg, der beim VfB von 1996 an sowohl die Damenmannschaft wie auch die A-Jugend coachte. Bei seinem Wechsel zum DSC Arminia Bielefeld im Jahr 2001 lernte er schließlich seinen »Lehrmeister« Peter Hyballa kennen.
Quarg erreichte die B-Lizenz als Übungsleiter und unterstützte »Hybi«, mit dem er bereits einige Projekte in Schloß Holte-Stukenbrock startete, als Co-Trainer in der »U17«, später dann in der »U19« in der höchsten deutschen Jugendklasse, wo er die heutigen Profis Matthias Langkamp und Finn Holsing unter seinen Fittichen hatte. »Peter hat mir unglaublich viel beigebracht, gezeigt, wie man als Coach agieren muss und wie man Spiele beobachtet«, sagt Quarg, der sich nur ungern an den A-Jugend-Abstieg mit dem DSC in die Westfalenliga erinnert. »Uns fehlte am Ende nur ein Sieg, unter anderem weil uns ein damals noch unbekannter Maik Hanke in Schalke kurz vor Schluss das 1:1 erzielte«, so »Quacki«. »Dann ist man als Trainer gefragt. Man versucht, die Mannschaft aufzumuntern, heult aber später fast selber los.«
Nach dem Rausschmiss Peter Hyballas beim DSC ging auch Jochen Quarg mit seinem Freund, beteiligte sich sogar mit als Trainer in einem Fußball-Camp in Namibia und stellte so auch den Kontakt zu den Civic Soccers Windhoek her, die im Juni 2003 ein Gastspiel in Schloß Holte-Stukenbrock gaben. »Als Trainer muss ich Respekt haben und mir welchen verschaffen, muss Taktiker und noch mehr Psychologe sein«, erklärt Jochen Quarg, der momentan die A-Jugend von Schwarz-Weiß Sende, die er im vergangenen Jahr in die Kreisliga A geführt hat, betreut.

Artikel vom 22.01.2005