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Jugendliche versenken Fiesta in der Weser

Fingierter Diebstahl soll misslungene Spritztour vertuschen - Polizei wird misstrauisch


Bad Oeynhausen-Rehme (WB). Vier 15- bis 19-jährige Jugendliche haben einen neuen Ford-Fiesta in der Weser versenkt. Sie wollten damit eine misslungene Spritztour vertuschen. Das Auto landete bereits in der Nacht zum 2. Januar im Wasser. Das Kriminalkommissariat Bad Oeynhausen gab den Sachverhalt aus Ermittlungsgründen jedoch erst am Freitag bekannt.
Am Neujahrstag waren die Eltern eines 15-jährigen Jugendlichen aus Bad Oeynhausen nicht zu Hause. Die Abwesenheit nutzten er und seine Freunde, um mit dem nagelneuen, erst sechs Wochen alten Familienauto eine Spritztour zu unternehmen. Am Steuer saß ein 17-Jähriger aus Löhne. Die Fahrt führte in die nähere Umgebung. Auf der Strecke zwischen Mennighüffen und Wulferdingsen gerieten sie schließlich von der Fahrbahn ab und landeten im Graben.
Ein freundlicher Landwirt half den Jungen, den Ford Fiesta wieder flott zu machen und zog ihn mit seinem Trecker auf die Fahrbahn zurück. Mit schlechtem Gewissen stellten sie das Auto wieder zu Hause ab und reinigten es, in der Hoffnung, die leichten Beschädigungen fielen nicht auf. Die zurückkehrenden Eltern bemerkten die Schäden auch nicht.
Die Angst vor Entdeckung ließ den Jungen jedoch keine Ruhe. Sie planten, einen Autodiebstahl vorzutäuschen. In der Nacht vom 1. auf den 2. Januar warf der 15-Jährige den Autoschlüssel aus dem Fenster, unten warteten zwei Freunde. Diese fuhren zur nahen Weser und versenkten den Ford in Höhe der Autobahnbrücke im Fluss. Vorher zogen sie den Zündschlüssel ab, dann schoben sie das Auto über eine so genannte Slip-Rampe ins Wasser. Den Schlüssel hängten sie zu Hause wieder an seinen Platz zurück.
Nachdem der Vater den vermeintlichen Diebstahl angezeigt hatte, kamen den Kripobeamten erste Zweifel. Die Ermittlungen führten schließlich zu den Jugendlichen, die den vorgetäuschten Diebstahl nach einigem Zögern auch zugaben.
Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Minden orteten später mit einem Sonar-Gerät den Wagen in der Weser in der Nähe Autobahnbrücke. Sie sicherten es mit einer Boje und bargen den Pkw einen Tag später mit einem Arbeitsschiff.
Die Ermittlungen gegen den Löhner und die drei Oeynhausener Jugendlichen dauern zur Zeit noch an. Die Beamten werfen ihnen das Vortäuschen einer Straftat, Fahren ohne Fahrerlaubnis und Umweltdelikte vor. Polizeisprecher Werner Wojahn: »Von einem Dumme-Jungen-Streich kann keine Rede mehr sein, zumal auf sie neben der wahrscheinlichen Strafe auch Regressforderungen zukommen werden.«
Der Fiesta im Wert von 17 000 Euro ist Schrott, die Bergungskosten betragen 7 000 Euro. Polizeisprecher Wojahn: »Wir warnen vor Nachahmern. Besser, man wartet auf den Führerschein.«

Artikel vom 22.01.2005