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»Schließen
Kündigungen
nicht aus«

Evangelische Kreissynode für Sparkurs

Kreis Höxter (WB/ch). Die Zeit drängt. Die Finanzmittel aus Kirchensteuereinnahmen gehen in ganz Westfalen mit einer Schnelligkeit zurück, die in dieser Form kaum vorhersehbar war. Was für Konsequenzen der Evangelische Kirchenkreis Paderborn aus dieser Entwicklung zu ziehen hat, berieten jetzt 120 Mitglieder der Kreissynode -Êes ist das Kirchenparlament für die Kreise Höxter und Paderborn.

Konnten die Gemeinden und Dienste des Kirchenkreises im Jahr 2003 noch mit 6,4 Millionen Euro aus Kirchensteuern wirtschaften, waren es im vergangenen Jahr nur noch 5,9 Millionen; 2005 werden für dieselben Aufgabenbereiche nur noch geschätzte 5,4 Millionen Euro zur Verfügung stehen -Ê»Tendenz weiter sinkend«, betonte Christine Hartlieb gegenüber dieser Zeitung.
Dabei sind die Rücklagen, aus denen die Defizite der letzten Jahre aufgefangen werden konnten, bereits erheblich geschrumpft. Anders als evangelisch geprägte Regionen verfügt der Kirchenkreis Paderborn nicht über nennenswerten Grundbesitz, der Kapital erwirtschaften könnte.
»Die Solidargemeinschaft, die in Zeiten des Verteilens entstanden ist, muss sich nun auch in den Zeiten des Abgebens und Teilens bewähren«, appellierte der Finanzsauschussvorsitzende Martin Gasse in seinen Ausführungen zur wirtschaftlichen Lage. Gasse: »Davon hängt die Zukunftsfähigkeit des Kirchenkreises ab!«
Personalwirtschaftliche Maßnahmen seien nun nicht mehr zu vermeiden, betrage doch der Anteil der Personalkosten rund drei Viertel der gesamten Ausgaben. Bereits in diesem Haushaltsjahr sollen beispielsweise geänderte Vertretungsregelungen und eine sechsmonatige Wiederbesetzungssperre finanzielle Entlastungen bringen. Jetzt seien aber alle Gemeinden gefragt, Sparpläne zu erarbeiten, betonte Superintendentin Anke Schröder.
Eine schnellstmögliche Aufgabenkritik auf allen Ebenen forderte auch Verwaltungsleiter Jürgen Jurczik, der der Kreissynode erstmals einen Personalbericht vorlegte. Alle Arbeitsbereiche, von Kindertageseinrichtungen bis hin zur Seniorenarbeit, von der Verwaltung bis zur Erwachsenenbildung, seien zu überprüfen. Dabei seien auch betriebsbedingte Kündigungen nicht auszuschließen, hieß es am Wochenende. Mit großer Mehrheit wurde schließlich eine Steuerungsgruppe damit beauftragt, der Kirchenkreisleitung bis zur Sommersynode im Juni ein tragfähiges Sparkonzept vorzuschlagen. Um im Entscheidungsprozess die Anliegen aller kirchlichen Aufgabenfelder zu berücksichtigen, besteht die Steuerungsgruppe aus Theologen und Laien, aus Vertretern der Gemeinden, dem Wohlfahrtsverband Diakonie, der funktionalen Dienste, der Mitarbeitervertretung und der Kirchenkreisleitung.
In einem gesonderten Beschluss bekannte sich die Kreissynode auch zu der rechtlich selbständigen, aber mit dem Auftrag der Kirche untrennbar verbundenen Diakonie. Im Rahmen des Möglichen soll der »Diakonie Paderborn-Höxter e. V.«, die neben Beratungsstellen in Paderborn, Höxter und Warburg auch Bahnhofsmissionen unterhält und Mobile Jugendsozialarbeit anbietet, für die nächste Zeit Planungssicherheit gegeben werden.

Artikel vom 24.01.2005