22.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Freischütz« lässt Marionetten tanzen

Die Paderborner Puppenspielerin Nelo Thies mit einer Figur aus ihrem neuen Stück »Die Rätsel der Turandocht«. Foto: Ulrich Grotewold

25. Paderborner Puppenspielwochen mit Opernaufführung - 21 verschiedene Vorstellungen

Von Andrea Pistorius
Paderborn (WV). Eine romantische Oper ist ganz sicher die herausragende Veranstaltung der 25. Paderborner Puppenspielwochen, die am 19. Februar zunächst klassisch mit einem Kasperstück beginnen und danach wie gewohnt viel Abwechslung bieten. Das Besondere an der »Freischütz«-Inszenierung ist die Mitarbeit Paderborner Musiker und Sänger.

Opernaufführungen mit Handspielpuppen und Orchester haben eine lange Tradition. Einfache Leute, die sich in vergangenen Jahrhunderten einen Theaterbesuch nicht leisten konnten, hatten stattdessen Gelegenheit, die angesagten Musikdramen ihrer Zeit in Gasthäusern zu erleben, wenn Wanderbühnen dort Station machten. Diese Aufführungspraxis wird von zeitgenössischen Theatern weiter gepflegt.
»Für unsere Jubiläumsveranstaltung suchten wir etwas Besonderes«, erzählt Kulturamtsleiter Christoph Gockel-Böhner, mit dem »Freischütz« ist er sich sicher, das Richtige gefunden zu haben. Diese volkstümliche Oper von Carl Maria von Weber gehört schon länger zum Repertoire des Historischen Marionettentheaters Dombrowsky (Engertsdorf) und des hohenHOFtheaters Hagen, die sich den Puppenspieler Thomas Bartsch aus Dresden dazu holen, um fünf Figuren gleichzeitig auf die Bühne stellen zu können. Eingesetzt werden ein Meter große Marionetten, die in einer Dekoration aus vergangener Zeit agieren.
Die Musik zum Stück hat die Paderborner Kirchenmusikerin Adelheid van der Kooi-Wolf neu überarbeitet. »Nachdem sie eine Aufführung in Hagen gesehen und gehört hatte, war sie Feuer und Flamme«, berichtet Gockel-Böhner, »vielleicht gerade deshalb, weil im hohenHOFtheater die Opernklänge aus der Konserve kamen«. Gemeinsam überlegten die frühere Abdinghof-Kantorin und der Kulturamtsleiter, welche heimischen Sänger und Instrumentalisten für eine Paderborner Aufführung zu gewinnen wären.
Jetzt kann sich das Publikum auf zwei Vorstellungen am 22. und 23. Februar freuen - mit Anne-Claudia Renz (Violine), Claus Hütterott (Cello), Judith Hoffmann (Flöte) und vier weiteren Musikern aus Detmold, sowie mit Stefanie Hans und Regine Neumüller (Sopran), Johannes Harten (Bariton) und Joachim Goltz (Bass-Partien).
Eine andere Besonderheit im Programm, das insgesamt 21 Aufführungen umfasst, ist ein Kindermusical mit dem Titel »Das Geheimnis der Orgel«. Das Figurentheater Winter (Cronsberg) lässt darin sein junges Publikum tief in die geheimnisvolle Konstruktion des Kircheninstruments schauen. Dieselbe Bühne begibt sich auch in die Zeit Karls des Großen, wenn sie in einer musikalischen Lesung mit Puppenspielszenen vom politischen Gipfeltreffen zwischen dem Frankenkönig und Papst Leo an der Pader berichtet.
Einen nachdenklichen Abend bietet das Amalthea-Theater im Rahmen der Puppenspielwochen, wenn es an die künstlerischen Überlebensstrategien der Gefangenen im KZ Ravensbrück erinnert. Das Tandera Theater aus Tesdorf spielt ein Weihnachtsstück, das inhaftierte Frauen im Dezember 1944 für ihre Kinder aufführten.
Zwei Premieren zeigen die beiden Paderborner Bühnen von Nelo Thies und Robert Husemann, die insgesamt mit zehn verschiedenen Inszenierungen vertreten sind. »Das Rätsel der Turandocht« ist eine Geschichte aus Tausend-und-einer-Nacht, die Thies gemeinsam mit zwei Tänzerinnen und einem Saxophonisten auf die Bühne bringt. Einen anderen Märchenstoff hat Husemann bearbeitet: Sein Stück »Die neuen Kleider des Kaisers« orientiert sich an dem Original von Andersen.
Karten für sämtliche Aufführugnen der 25. Paderborner Puppenspielwochen sind bereits im Ticket-Center erhältlich.

Artikel vom 22.01.2005