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Menschen
in Verl
Petko Binov
Schuhmacher und Touristikfachmann

Was Petko Binov anpackt, gelingt. Das ist ganz praktisch zu verstehen: Der 55-jährige gebürtige Mazedonier hat ein goldenes Händchen fürs Handwerk. Schon als Junge bastelte er mit Hingabe an alten Autos, schaute neugierig den Fachleuten über die Schulter und brachte bereits als 15-Jähriger so manchen defekten fahrbaren Untersatz von Nachbarn und Bekannten wieder in Schwung - aus Spaß, ganz ohne Bezahlung. »Ich konnte einen Motor auseinander- und wieder zusammenbauen«, erzählt er.
Natürlich wollte er Automechaniker werden. Doch von diesem Ziel brachte er sich selber wieder ab: Er interessierte sich nämlich plötzlich brennend für den Fremdenverkehr und wollte in dieser Branche arbeiten. Er absolvierte eine vierjährige Ausbildung zum Touristikfachmann. Gerade im Berufsziel angekommen, lockte den damals 20-Jährigen ein neues Abenteuer: »Viele gingen damals ins Ausland, um etwas Neues kennenzulernen und zu erleben«, erzählt er. Petko Binov zog es nach Deutschland. Und da ist er hängen geblieben.
Nur wenige Monate nach seiner Ankunft lernte er seine Frau Snezana (zu deutsch »Schneewittchen«) kennen. Die beiden gründeten in Rheda-Wiedenbrück eine Existenz. Und dabei baute Petko Binov auf seine praktische Begabung. Zunächst arbeitete er im Fahrzeugbau, dann in der Tischlerei einer Möbelfirma und schließlich als Schuhmacher bei einem Schlüsselservice. »Da war ich sogar fünf Jahre selbstständig, bis die Arbeitszeiten einfach nicht mehr zu schaffen waren«, sagt er.
Seit sechs Jahren führt er die Verler Servicestelle von Peter Mankartz an der Poststraße, repariert fachmännisch Taschen und Schuhe, macht Schlüssel aller Art, füllt Tintenpatronen auf, schleift Messer und Scheren, graviert Pokale, wechselt Batterien und betreut einen Paketdienst. »Nicht nur die abwechslungsreiche Arbeit, sondern auch der Kontakt zu den Kunden macht mir viel Spaß«, sagt er.
Viel Spaß hat er auch in seiner Freizeit: Er malt gerne, spielt Akkordeon, freut sich auf die Stunden mit seinen sechs Enkelkindern und auf Mazedonien: In jedem Sommer genießt die Familie einige schöne Wochen in der alten Heimat. Und er träumt schon ein wenig von der Zukunft: »Wenn ich Rentner bin, werden wir die ganze Sommerzeit dort sein.« Manfred Köhler

Artikel vom 28.01.2005