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Abenteuerliches Stück Historie

»Der Gefangene auf dem Sparenberge«: Heimatverein legt Buch von 1876 neu auf

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen-Amshausen (WB). Das Büchlein ist uralt und inzwischen stark angegriffen - kaum, dass der dünne Pappeinband die Seiten noch halten könnte. Doch unter solchen Äußerlichkeiten soll die offenbar spannende Geschichte ja nicht leiden. Weshalb der Heimatverein Amshausen sie neu auflegen will. »Rembert von Kerssenbroich: Der Gefangene auf dem Sparenberge« so lautet der Titel der Erzählung.

Koch- und Backrezepte, Broschüren über Kräuter und Früchte, historische Lebensweisheiten und Anekdoten, jüngst die wissenschaftliche Abhandlung über das Naturschutzgebiet Jakobsberg: Die Schriftenreihe des Heimatvereins Amshausen ist vielfältig und innerhalb nur weniger Jahre ausgesprochen umfangreich geworden. Aber einen solchen abenteuerlichen historischen Stoff wie ihn Band 14 der Serie enthalten wird, gab es bisher noch nicht.
Der Steinhagener Dieter Graf hat die Erzählung ausgegraben. Aus dem Nachlass seines Urgroßvaters, des Versmolder Rektors Heinrich Spiekerkötter, der 1882 verstarb, stammt das lädierte Büchlein, das der Autor Wilhelm Fricke unter dem Pseudonym Rudolf Weber geschrieben hat und das 1876 in der Reihe »Westfälische Geschichten aus alter Zeit« im Bielefelder Verlag Otto Gülker & Cie. erschienen ist. »Ich habe es bei meinem Vater gefunden und hatte es dann viele Jahre bei mir liegen. Ich fand es immer sehr hübsch zu lesen«, berichtet der 64-Jährige. Der pensionierte Konrektor des Gymnasiums Harsewinkel trug den Stoff dem Heimatverein an - und stieß bei Vorsitzendem Eckart Enkemann auf große Begeisterung. »Eine ganz wunderbare Geschichte, viel zu schade, um in irgendeiner Schublade liegen zu bleiben«, sagt er. Zumal die Erzählung vor Ort spielt. Seinen Anfang nimmt das historische Abenteuer mitten im Dreißigjährigen Krieg ausgerechnet auf der Schwedenschanze in Amshausen, später rückt die Sparrenburg in den Mittelpunkt. Denn dort, der Titel verrät es, wird der Junker Kerssenbrock gefangen gesetzt. Denn er hatte gemeinsam mit den protestantischen Ravensberger Bauern gegen den katholischen Holtfelder Drost auf der Sparrenburg den Aufstand gewagt . . . Seit etlichen Wochen sind die Heimatvereins-Mitglieder nun an der Arbeit, um das spannende Stück Historie für die Neuveröffentlichung, die Mitte Februar vorliegen soll, aufzubereiten. Sieglinde Junker hat am PC den Text erfasst. Dieter Graf hat ein Vorwort geschrieben, außerdem etliche Illustrationen von der Sparrenburg herausgesucht und im Stadtarchiv Bielefeld zum Dreißigjährigen Krieg und den Ereignissen in der Region geforscht. Heinz Fimmel ist derzeit mit dem Layout beschäftigt.
Die Schriftenreihe beflügelt den Heimatvereins-Vorsitzenden auch weiterhin. »Man könnte noch so viel machen«, hat Eckart Enkemann etliche Ideen, die auf ihre Umsetzung warten. Ein kommendes Projekt: die Hügelgräber.

Artikel vom 22.01.2005