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Übervolle Mülltonnen
bleiben künftig stehen

Neue Kalkulation treibt die Gebühren in die Höhe

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Die Bescheide über Müllgebühren und städtische Steuern sind seit einigen Tagen heraus - und seitdem steht im Rathaus das Telefon kaum noch still. »Alles wird teurer«, schimpfen viele Bürger. Aber die Stadt kann kaum etwas dafür.

Ärger bereitet vor allem die Ankündigung, dass die Gebühren für die Müllabfuhr in diesem Jahr gleich um 25 Prozent steigen sollen (wir berichteten). Die 60-Liter-Tonne kostet dann sechs statt 4,80 Euro pro Leerung, bei der 80 Liter-Tonne schlagen acht statt 6,40 Euro zu Buche. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe, wie Halles Umweltbeauftragter Stefan Borghoff dem WB auf Anfrage erläuterte. Und nach geltendem Haushaltsrecht müssen steigende Kosten bei Gebühren auch an die Bürger weitergegeben werden.
Den dicksten Brocken in der Kalkulation lieferte der Kreis Gütersloh. Der nämlich stellt ebenfalls 25 Prozent mehr in Rechnung für den Bau der Müllvorbehandlungsanlage in Ennigerloh und die Rekultivierung der Altdeponien in Künsebeck und Westerwiehe.
Ein weiterer dicker Brocken ist die Sparsamkeit der Haller. Seit vor einem Jahr das neue Behälter-Identsystem eingeführt worden ist, stellen viele Leute ihre Restmülltonnen so selten wie möglich an die Straße. Dafür werden sie vollgestopft bis zum Stehkragen - und sogar darüber hinaus. Die Kosten für Verwaltungsaufwand, Umweltkalender, Sperrmüll oder Einsammeln wilden Mülls und vor allem die Fixkosten für Deponiegebühren - die Gesamtmenge aus Halle ist gleich geblieben - und die Müllabfuhr durch die Städtereinigung West müssen unverändert umgelegt werden, inzwischen aber auf weniger Leerungen. Immerhin muss die Stadt fast 50 000 Euro an Haushalte zurückerstatten, die ihre Mülltonne weniger als die kalkulierten 18 Mal an die Straße gestellt haben. Seltener sind dagegen Nachforderungen bei Bürgern, die immer in Windeseile ihre Tonne voll haben und jedesMal die Abfuhr in Anspruch nehmen.
Ärgerlich aus Sicht von Stefan Borghoff ist aber, dass immer mehr Haller ihre Tonnen auf Kosten der Allgemeinheit überfüllen. Die Deckel stehen fast komplett auf, wenn die Abfuhr kommt, in eine 60-Liter-Tonne sind dann schon 80 Liter gequetscht. Die Zeit des Augezudrückens soll jetzt vorbei sein, künftig bleiben solche Mülltonnen stehen, kündigt Borghoff an.

Artikel vom 22.01.2005