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»Club« zieht Notbremse

Neuer Chef Marc-Oliver Sommer startet Sanierungsprogramm

Von Dirk Bodderas
Gütersloh/Rheda-Wiedenbrück (WB). »Das Geschäft«, weiß Marc-Oliver Sommer, »lässt sich erfolgreich gestalten.« Als Chef des französischen Clubs France Loisirs hat der 42-Jährige gezeigt, wie es geht. Jetzt ist Der Club Bertelsmann in Rheda an der Reihe.

Zwar versteht sich der 42-Jährige nicht als klassischer Sanierer (»Ich stelle lieber Leute ein«), das Sorgenkind der großen Bertelsmann-Familie (Verlust im vergangenen Jahr: acht Millionen Euro) macht allerdings ein »striktes Kostensenkungs- und Sanierungsprogramm« notwendig, das selbst an der Geschäftsleitung nicht vorübergehen dürfte. Bei einer Betriebsversammlung am gestrigen Donnerstag sprach Sommer »von deutlich mehr als 50 betroffenen Mitarbeitern.« Kostensenkungen in zweistelliger Millionenhöhe stehen im Raum, um wieder Handlungsspielraum - »deutlich höhere Investitionen in die Neumitgliederwerbung und die weitere Modernisierung des Clubs« - zu bekommen. Selbst die Keimzelle des 1950 von Reinhard Mohn gegründeten Unternehmens, die Zentrale an der Ringstraße in Rheda, steht auf dem Prüfstand. Betriebsratsvorsitzender Heinz Willikonski sieht indes keinen Sinn darin, Rheda-Wiedenbrück und seinen erfahrenen Mitarbeitern den Rücken zu kehren, »das rettet nicht das Geschäft«. Bereits 1997 habe es Überlegungen gegeben, mit einem Großteil des Clubs nach München abzuwandern. Dass Konzepte zur Ergebnisverbesserung getroffen werden müssten, sei nachvollziehbar, als gleichberechtigter Handlungspartner der Geschäftsführung »finden wir in der Regel auch Lösungen, notwendige Maßnahmen sozialverträglich abzuwickeln«. Und die Mitarbeiter dürfen hoffen, denn sie haben bei den vielen Bertelsmann-Unternehmen Priorität, wenn es um Neueinstellungen geht.
Parallel zum Kostensenkungsprogramm, »das von den Mitgliedern nicht wahrgenommen werden darf«, will der Club Konzepte entwickeln, um die Attraktivität zu verbessern. Das Niveau soll steigen, »ohne intellektuell abzuheben«. Und wer den Club verlassen will, soll dies ohne große Probleme tun können. Aber: Für Sommer sind der Club mit seinen Preisvorteilen und die Mitgliedschaft als Gegenleistung nicht zu trennen.
Um das »Club-Uhrwerk« wieder herzustellen, wird auch die Partnerschaft mit dem klassischen Buchhandel gesucht - »eine Koexistenz, die funktioniert«, weiß Marc-Oliver Sommer. Zumindest an Orten, wo sich kein klassisches Club-Center lohnt. Denn was der Kunde nicht im Club kauft, kauft er beim Buchhändler. Sommer: »Wir servieren den doppelten Buchumsatz auf einem silbernen Tablett.«

Artikel vom 21.01.2005