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Fünf Fragen an . . .

Frank-Michael Wahl (Trainer HSG Gütersloh)

Das Kreisderby in der Handball-Verbandsliga zwischen SF Loxten und HSG Gütersloh avanciert zum Kampf zweier angeschlagener Boxer. Nachdem erst Loxten gegen Oberaden unter die Räder kam, büßte auch die Wahl-Truppe gegen den selben Gegner wichtige Punkte ein. Mit HSG-Trainer und Olympiasieger Frank-Michael Wahl sprach WB-Redakteur Hans-Heinrich Sellmann über Titelambitionen, das Derby und Weltmeisterschaften.

Fünf Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze, zuletzt eine zumindest in der Anfangsphase desolate Leistung in Oberaden. Ist für die HSG der Zug in Richtung Oberliga schon abgefahren?Frank-Michael Wahl: So kann man das jetzt sicherlich noch nicht sehen. Faktisch haben wir erst die Hinrunde hinter uns gebracht. Es ist noch vieles möglich. Richtig ist aber, dass die nächsten beiden Spiele gewonnen werden müssen. Sonst könnte der Zug tatsächlich ohne uns abfahren. Die Leistung in Oberaden will ich gar nicht entschuldigen. Es sind aber einige Faktoren, wie beispielsweise die späte Anwurfzeit, zusammengekommen, die es uns nicht unbedingt leicht gemacht haben. Und trotz des schlechten Starts waren wir gegen Ende sogar nochmals dran. Das Spiel müssen wir einfach abhaken.
Kommt Ihnen so ein brisantes Spiel wie in Loxten vor vollem Haus gerade recht, um die Mannschaft aufzurütteln?Frank-Michael Wahl: Diese Partie wird bestimmt eine ganz andere als die in Oberaden. Da muss bei uns natürlich etwas mehr passieren. Ich will aber zurzeit keine besonderen Spiele herauspicken. Wir müssen jedes so nehmen, wie es kommt, völlig egal, ob vor 500 Zuschauern oder einem. Wenn die Halle in Versmold aber tatsächlich voll sein sollte, ist das genau das, was ein Handballer braucht. Das macht unseren Sport aus.
Hatten Sie sich die Aufgabe in Gütersloh leichter vorgestellt, und wächst der Druck seitens des Vereins angesichts des Rückstandes?Frank-Michael Wahl: Was das Niveau der Liga angeht, bin ich positiv erschrocken. Die Verbandsliga kannte ich nur aus Niedersachsen und im Vergleich haben die Spieler hier schon mehr Potenzial. Ich habe die ganze Situation aber nicht unterschätzt. Alle Teams haben vor der Saison zugelegt, und wenn wir es nicht schaffen sollten, war eben eine andere Mannschaft besser. Ich sehe uns immer noch als Spitzenmannschaft, die sich noch finden muss. Mit neun neuen Leuten, die die Umgebung nicht kennen, muss man erstmal umgehen. Wir sind auf dem richtigen Weg und verspüren deswegen auch noch keinen Druck. Während einer Saison muss man über so etwas nicht reden.
Das Gerry Weber Stadion in Halle ist als WM-Spielort 2007 im Gespräch. Was halten Sie davon?Frank-Michael Wahl: Wenn die Bedingungen vorhanden sind, die für einen solchen Höhepunkt notwendig sind, muss man das machen. Angesichts der ostwestfälischen Handballtradition mit Minden, Lübbecke, Lemgo oder auch Bielefeld gehören auch WM-Spiele hierhin.
Welche Chancen räumen sie der neu formierten deutschen Nationalmannschaft bei der jetzt beginnenden WM ein?Frank-Michael Wahl: Kommt drauf an, von welchem Anspruchsdenken ausgegangen wird. Nimmt man die auch aus dem Fußball bekannte typisch deutsche Erwartungshaltung, wird es ganz schwer. Man darf diese Mannschaft aber nicht mit den Silbermedaillengewinnern von Athen vergleichen. Ähnlich wie in Gütersloh müssen sich diese Spieler erst finden. Sie müssen über den Kampf kommen und hoffen, dass sie vielleicht unterschätzt werden. Dann ist die eine oder andere Überraschung möglich. Für eine Medaille wird es dieses Mal allerdings auch dann nicht reichen.

Artikel vom 21.01.2005