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Vorwurf: Vorhaben »übers Knie gebrochen«

Teile des Eggegebirges sollen Nationalpark werden - Kritik am Plan von Bärbel Höhn

Von Michael Robrecht
Kreis Höxter (WB). Die grüne NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn ist für politische Parforce-Ritte bekannt. Jetzt will sie nicht nur die Senne, sondern auch Teile des Eggegebirges als Nationalpark ausweisen.

Die CDU in den Kreisen Höxter und Paderborn befürchtet bei Verwirklichung der Pläne ein Ende der Holzvermarktung. Viele Waldnutzer sind aufgeschreckt, weil bei Umsetzung der Nationalparkidee weite Teile des Eggegebirges - von Hardehausen über Bad Driburg bis Sandebeck - unberührt sich selbst überlassen werden müssen. In der Thematik steckt Zündstoff.
Bei den 8000 Hektar Egge, die in einen Park Senne-Egge eingebracht werden könnten, handelt es sich laut Umweltministerium um landeseigene Flächen des Staatswaldes Bad Driburg und Paderborn. Pläne für einen zweiten NRW-Nationalpark - neben der Eiffel - verfolgen Grüne und Naturschutzverbände schon lange. Die Senne soll, so Höhn, sogar noch vor einem möglichen Abzug der britischen Armee vom Truppenübungsplatz, zum Großschutzgebiet erklärt werden. Durch Hinzunahme der Egge könnte - »durch die Hintertür« (so CDU und FDP) - der Nationalpark-Traum früher als 2019 verwirklicht werden.
3 000 Jobs seien durch die Höhn-Pläne gefährdet, schimpft der Europaabgeordnete Elmar Brok. »Die Zahl ist sicher etwas hoch, doch zu dem, was da auf uns zukommt, habe ich noch viele Fragen an die Landesregierung«, erklärte der CDU-Landtagsabgeordnete Antonius Rüsenberg. »Wir müssen frühzeitig kritische Fragen zu Dingen stellen, die noch unausgereift sind«, sagte Rüsenberg, der darauf verwies, dass die Bezirks-CDU am Samstag zu dem Projekt eine Linie formuliert. Im Februar werde zudem der Forstausschuss des Landtages in der Region über die Pläne beraten.
Menschenleerer
Urwald entsteht
Ein Egge-Nationalpark habe zur Folge, dass in den Forstämtern Bad Driburg und Paderborn eine nachhaltige Waldbewirtschaftung tabu wird, so die Kritik aus der Paderborner Kreis-CDU. Ähnliches hört man aus dem Kreis Höxter. Niemand wolle »einen menschenleeren Urwald«. Nachdem das Vorhaben für die Senne wegen der Interessen der Briten in eine Sackgasse geraten sei, müsse nun die Egge als Ersatzlösung her, meinen Vizelandrätin Carola Breker und Bad Driburgs Bürgermeister Burkhard Deppe. Die Pläne der Ministerin würden bedeuten, dass - um eine internationale Anerkennung zu erreichen - 75 Prozent unberührte Flächen in der Egge geschaffen werden müssen, so MdB Gerd Wächter.
Eine öffentliche Podiumsdiskussion zu den Plänen - wie jetzt in Hövelhof - schwebt auch Franz Kremeyer, Fraktionschef der CDU im Höxteraner Kreistag, vor. »Es ist zu wenig über die Auswirkungen eines Nationalparkes bekannt«, beklagte Kremeyer. Dieser Meinung ist auch Vizelandrätin Carola Breker (CDU). Sie sprach sich wie MdL Rüsenberg dagegen aus, die Briten zu vertreiben. Rüsenberg verwies auf die Zustimmung der CDU-Landtagsfraktion zum Nationalpark Senne - aber nur ohne Briten und ohne Einschränkungen.
Als »etwas über das Knie gebrochen« bewertet Bad Driburgs Bürgermeister Burkhard Deppe Höhns Egge-Vorstoß.
Kurzfristig seien die Anrainerstädte am 14. Januar beim RP in Detmold über die Pläne informiert worden. Die Stadt trage jetzt Informationen zusammen, was ein Nationalpark - positiv wie negativ - für Driburg bedeute. Erst dann würden Rat und Wirtschaft informiert. Es könnten dabei für das Kurbad auch Chancen herauskommen.

Artikel vom 21.01.2005