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Name:Arnicke
Vorname:Troy
Geburtsdatum:8. Juni 1991
Geburtsort:Berlin-Mitte
Größe:1,78 m
Gewicht:66 kg
Verein: 1. Paderborner
Schwimmverein
Sportliche Erfolge:





Vorbild:
Beruf:
Deutscher Mehrkampf-Meister 2004,
21 Deutsche Altersklassen-Rekorde, mehrfacher Westdeutscher Meister
Kosuke Kitajima
Schüler
Hobbys:Musik, Skaten
Stärken:sollen andere beurteilen
Schwächen:manchmal bin ich etwas überdreht
Lieblingsgetränk:Cola
Lieblingsessen:Tortillas
Lieblingsmusik:
Lieblingsurlaubsort:
Rammstein
spanisches Festland
Das deutsche Schwimmtalent in seiner Altersklasse: der 13-jährige Troy Arnicke. Foto: Elmar Neumann
Gregor ArnickeAls ehemaliger Vize-Europameister (1977: 4 x 100 m-Staffel der DDR, 1974: Jugendeuropameister) verfügt mein Vater, der selbst beim 1. PSV Trainer war, über viel Erfahrung, die er an mich weiter gibt. Darüber hinaus unterstützt er mich in finanzieller Hinsicht. Durch ihn bin ich zum leistungsorientierten Schwimmen gekommen. Ich hatte früher mehr Interesse an Basketball und Kampfsport, ehe es ihm gelungen ist, mich zu überreden.

Klaus SchwarzMein Trainer ist ein lockerer Typ, den nichts aus der Ruhe bringen kann. Wenn er etwas sagt, dann wird das gemacht. Klaus gibt kurze und leicht verständliche Hinweise. Gut finde ich auch, dass er sich im Training um jeden kümmert, immer die ganze Gruppe im Blick hat und niemanden bevorzugt behandelt. Es ist mir ohnehin wichtig, dass im Zusammenhang mit dem PSV nicht immer nur von einer Janina Gerkens oder einem Troy Arnicke die Rede ist, weil wir gerade bei den 'Deutschen' geschwommen sind oder einen Rekord aufgestellt haben. Andere stellen auch neue persönliche Bestzeiten auf, haben enorme Steigerungen vorzuweisen. Die reichen vielleicht nicht für die deutsche Spitze, sind aber auch absolut bemerkenswert.

SchwimmenSchwimmen ist, wenn man es leistungsmäßig macht, eine der zeitaufwändigsten Sportarten überhaupt, weil die Disziplinen extrem anspruchsvoll sind. Allein beim Brustschwimmen gibt es drei verschiedene Techniken. Profis trainieren dreimal am Tag, ich einmal. Pro Woche sind es mit Trockentraining etwa 12 bis 14 Stunden. Das ist noch relativ wenig. Auch für einen 13-Jährigen wie mich. Ich habe bei den 'Deutschen' jemanden kennen gelernt, der auf ein Sportinternat geht und schon vor Schulbeginn die erste Trainingseinheit absolviert hat. Das ist auch für mich eine Überlegung wert und es gab schon Anfragen - zum Beispiel vom SC Riesa, der Verein, für den auch ein Jens Kruppa schwimmt. Aber das ist mir zu weit weg. Wenn ich wechsle, dann nach Berlin. Dahin, wo meine Verwandtschaft wohnt, oder zu einem Verein in der Nähe, wie Hamm oder Wuppertal. Erstmal aber werde ich in Paderborn bleiben, weil ich hier noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft habe. Ich könnte auch zweimal am Tag trainieren, das wäre kein Problem. Klaus macht das auch mit Janina. Ich denke, dass ich die nächsten zwei Jahre auf jeden Fall noch beim PSV bleiben werde.

Deutsche RekordeDie Tatsache, dass ich die Altersklassenrekorde zum Großteil ziemlich deutlich unterboten habe, ist mir selbst manchmal unbegreiflich. Richtig los gegangen ist das im vergangenen Jahr mit dem internationalen Freibad-Meeting in Herford. Aufgrund der Meldezeiten war ich mit den Olympia-Teilnehmern Jens Kruppa und René Kolonko im letzten Lauf. Die waren natürlich nicht von mir zu bezwingen, aber ich habe versucht, mit aller Macht dranzubleiben und allein in dem Rennen über die 100 Meter Brust meine Bestzeit um fast vier Sekunden gesteigert. Über 200 Meter Brust waren es sogar zehn Sekunden. Dieses Erlebnis hat mir einen enormen Schub gegeben. Ich weiß aber auch, dass mein Vater zu recht darauf hinweist, dass irgendwann eine Phase kommt, in der ich auf meinen Zeiten stehen bleibe. Daran zerbrechen viele Athleten.

Franziska van AlmsickDie ist nicht mein Fall, allein schon deshalb, weil sie Kraul schwimmt und ich Brust, aber auch aufgrund ihres Charakters. Sie hat aber ohne Zweifel eine ganze Menge für den Schwimmsport in Deutschland getan, dem Schwimmen wie zuvor ein Michael Groß zu viel Popularität verholfen. Außerdem ist sie der beste Beweis dafür, dass man mit dieser Sportart Geld machen kann. Auch wenn es nicht leicht ist. Man braucht nicht nur das Gesicht dafür, sondern über Jahre hinweg auch entsprechende Ergebnisse. Ein kleines Vorbild ist sie allenfalls in der Hinsicht, dass ich auch irgendwann mal ähnliche Erfolge erzielt haben möchte.

Kosuke KitajimaDer Japaner Kosuke Kitajima hat bei den Olympischen Spielen in Athen zweimal Gold gewonnen und ist mein großes Vorbild, auch wenn meine Mutter sagt, dass sein Blick etwas Schizophrenes hat. Aus meiner Sicht ist seine Brusttechnik einfach die beste. Er ist nicht der Größte, verfügt als 200 Meter-Brust-Spezialist aber über unglaubliche Ausdauer.

Peking 2008Wenn es so weiter läuft wie bisher, ist das kein utopisches Ziel. In Athen hat der 15-jährige Ungar Gyurta Daniel hinter Kosuke Kitajima Silber über die 200 Meter Brust gewonnen. Das Größte, was man im Schwimmen erreichen kann, ist, einen Weltrekord aufzustellen oder Olympiasieger zu werden. Am besten wäre natürlich beides. Wenn es nicht mit 17 klappt, habe ich immer noch die Chance, mit 21 dabei zu sein und das halte ich auch für wahrscheinlicher. Peking ist eine Art grobes Ziel, noch viel zu weit weg, als dass man schon seine Trainingsplanung darauf hin ausrichten könnte. Die Weltspitze schwimmt über 100 Brust derzeit um eine Minute, meine Bestzeit auf der Kurzbahn ist eine 1:05,77 und auf der langen eine 1:07,98. Für mich gilt, je länger die Strecke ist, desto besser bin ich. Über 200 Meter Brust stehe ich in der offenen deutschen Rangliste unter den Top 30.

SchwimmoperDaran gibt es nichts zu bemängeln. Mein Vater betreibt dort seine Schwimmschule, ich kenne jeden Bademeister, jede Putzfrau und fühle mich sehr wohl. Mit dem überdachten 50 m-Becken bietet die Schwimmoper die besten Trainingsmöglichkeiten in OWL und außerdem gibt's dort die besten Duschen, die ich gesehen habe. Die gehen dank eines Sensors nicht aus, solange man drunter steht und die Temperatur lässt sich nach Belieben regulieren. - das haben selbst deutlich größere Komplexe nicht zu bieten.

Der schönste SiegDas war das besagte Rennen mit Jens Kruppa in Herford. Da habe ich diesen gewaltigen Schuss gemacht.

Schlimmste NiederlageDie gab es noch nicht, doch es heißt ja, man muss erst mal tief fallen, um die Siege wirklich schätzen zu können. So wird's wahrscheinlich irgendwann kommen. Passiert das nicht, habe ich aber auch nichts dagegen.

Ich wünsche mir,  . . . . . . dass ich gesund bleibe, Olympiasieger werde und nichts Schlimmes - wie Kriege oder Naturkatastrophen - mit der Welt passiert.

Aufgezeichnet von:
Elmar Neumann

Artikel vom 22.01.2005