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Wer schlägt, hat Schuld

Kreisweite Kampagne gegen häusliche Gewalt - Infos bei Ärzten

Herford (bex). 275 Fälle von häuslicher Gewalt wurden der Kreispolizei im Jahr 2003 angezeigt, 2004 ähnlich viele. Wenn Mann zuschlägt, ist er zudem immer öfter der Strafverfolgung ausgesetzt - das seit drei Jahren geltende Gewaltschutzgesetz greift.

Mit einer gezielten Informationskampagne für den Kreis werden das Thema und die Hilfsangebote für Betroffene jetzt verstärkt in die Öffentlichkeit getragen. Unter anderem sollen alle gut 300 Arztpraxen im Kreis mit Info-Material ausgestattet werden.
»Wir wollen die häusliche Gewalt weiter aus der Tabuzone holen«, sagt Landrätin Lieselore Curländer. Sie unterstützt als Schirmfrau die Aktivitäten des Ende 2003 gegründeten Fachforums gegen häusliche Gewalt im Kreis. Ein Koordinierungsteam der Gruppe hatte im vergangenen Jahr zum zweiten Mal erfolgreich Fördermittel beim Land beantragt: 15 000 Euro stehen für eine Informationskampagne zur Verfügung, die gestern mit einem Pressegespräch im Kreishaus eingeläutet wurde und noch bis zum 24. Februar andauert.
»Mit dieser relativ geringen Summe kann viel bewegt werden. Die Investition lohnt sich«, sagt Curländer. Als Chefin der Kreispolizei wird auch »ihre« Behörde mitmachen: Streifenwagen werden mit Plakaten bestückt. Auch die heimischen Verkehrsbetriebe stellen ihre Busse als Plakatfläche zur Verfügung. Jede weitere Institution und Behörde ist willkommen, es ihnen gleich zu tun.
Drei Themen stehen dabei im Mittelpunkt: Das Plakat »Liebe darf nicht weh tun!« wird gezielt an Arztpraxen verteilt. »Die Einbeziehung des Gesundheitsbereiches ist ein besonderes Anliegen. Schließlich gilt häusliche Gewalt als eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen und Kinder«, sagt Monika Budde, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises. »Wer schlägt hat Schuld!« und »Häusliche Gewalt ist strafbar!« sind die Motti der beiden anderen Plakate. Ein Radio-Spot im Lokalfunk (ab 9. Februar) sowie eine neue »Notfallkarte«, auf der für Betroffene wichtige Kontaktadressen vermerkt sind, gehören ebenfalls zur Kampagne.
Die Hilfen werden benötigt: Allein 2003 hat die Polizei 146 Betroffene an Beratungsstellen vermittelt. Die Beamten veranlassen auch immer häufiger den auf zehn Tage befristeten Wohnungsverweis gegen den Täter. Waren dies 2002 noch rund 70 Fälle, stieg die Zahl 2003 auf 132. Für 2004 sind es rund 170. Dabei trifft es nicht immer nur Männer: »Wir haben auch schon Frauen der Wohnung verwiesen.«, sagt Thomas Marx von der Kreispolizeibehörde. Infos zur Kampagne »Keine Chance für häusliche Gewalt« bei Monika Budde unter der Rufnummer 05221 / 13 13 12.

Artikel vom 20.01.2005