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Jagdmusik frisch und mitreißend gespielt

NWD-Philharmonie erfreute mit Musik der Klassik

Von Wolfgang Günther
Paderborn (WV). Beim vierten Sinfoniekonzert in der Paderhalle spielte die Nordwestdeutsche Philharmonie unter der Leitung von Martin Haselböck Werke von Haydn, Mozart und Mendelssohn Bartholdy. Der ausverkaufte Saal zeigte wieder einmal, welch großer Beliebtheit sich diese »Klassiker« erfreuen.

Zu Beginn erklang die Sinfonie Nr. 73 D-Dur von Haydn (»Die Jagd«); sie gehört in die Reihe der so genannten Pariser Sinfonien, die von einer subjektiv gefärbten Tonsprache gekennzeichnet und deshalb zu den großen europäischen sinfonischen Werken zu zählen sind. Diese Subjektivität zu verdeutlichen war das Hauptanliegen Haselböcks, was sich vor allem in seinem fein empfundenen, dynamischen Konzept verdeutlichte - schon in der langsamen Einleitung wurde dies klar.
Eine fast akribisch angelegte - vor allem dynamisch ausdeutende - Gestaltung kennzeichnete seine Intention, die vom Orchester gern und engagiert übemommen wurde, wobei jedoch einige rhythmische Unebenheiten bei den Streichern den ansonsten positiven Eindruck etwas störten. Die unmittelbare Wirkung des volkstümlichen Themas im zweiten Satz kam in seiner Interpretation überzeugend zum Tragen. Schließlich erklang dann die eigentliche Jagdmusik, frisch und lebendig-geistvoll gespielt, temperamentvoll und auch rhythmisch mitreißend.
Gottlieb Wallisch bestach in seiner Darbietung des Klavierkonzertes C-Dur KV 467 von Mozart durch eine gestochen-perlende Geläufigkeit, die natürlich auch einige Risiken barg. Durch einen wenig eingesetzten Pedalgebrauch vezichtete Wallisch auf die volle Klangmöglichkeit des Instrumentes. Sein Schwerpunkt war, die kammermusikalischen Anlagen des Konzertes zu verdeutlichen - vor allem zwischen Flöte und Klavier; hier war seine Gestaltung feinsinnig und anpassungsbereit, was auch auf die Bläsersolisten zutrifft. Viel Glanz und klavieristische Klangpracht entfaltete der Solist in der Kadenz mit ihren interessanten Überraschungen. Das Ineinanderwirken von Klavier und Orchester war im Andante besonders eindrucksvoll: die Anmut und Natürlichkeit der tragenden Melodie wurde von Solist und Orchester so gestaltet wie es dem Gehalt dieser Musik entspricht - ein wahrer Hörgenuss. Das Finale bot dem Pianisten eine Fülle von glänzenden Gelegenheiten, seine Klavierspielkunst wirkungsvoll vorzuführen; dabei war Wallisch im kammermusikalischen Miteinander auch hier stets präsent.
Die »Schottische Sinfonie« von Mendelssohn Bartholdy bildete den sinfonisch-orchestralen Höhepunkt; das stark empfundene Thema der Introduktion und das von sanfter Wehmut geprägte Hauptthema wurden von Haselböck romantisch tiefgehend und fast überschwänglich im Ausdruck gestaltet. Die hohe gestalterische Qualität der Holzbläsersolisten bewies sich auch wieder im dahinwirbelnden Vivace. Sehr ausdrucksstark war auch das Adagio; nach einem dramatisch erregten Aufschwung - reich an thematischem Material im Schlusssatz - wurde der hymnische Höhepunkt erreicht. Haselböck und sein hervorragend reagierendes Orchester boten insgesamt eine Interpretation von nachhaltigem Eindruck.

Artikel vom 21.01.2005